Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Dienstag, April 26, 2005

Erstes Abenteuer - Kapitel VI (2)

(Zweiter Teil)

Plötzlich hallte eine Fanfare durch den Saal und brachte die Gespräche zum Verstummen. Alle Köpfe wandten sich zum Eingang.
„Euer Gnaden, Perolus von Hal, Kaiser des Mittelreiches!“ verkündete der Ausrufer pompös und ließ seinen Stab auf den Boden knallen.
Sofort setzte Raunen und erstauntes Murmeln unter den geladenen Gästen ein, es war nicht bekannt gewesen, dass selbst der Kaiser anwesend sein würde. Das machte den Ball natürlich zu einem Großereignis, von dem man in Jahren noch sprechen würde. Liselle warf einen zweifelnden Blick auf Elrond.
„Bitte, keine Fehler. Laßt ihn keine dummen Fehler machen, ihr Götter,“ flehte sie in Gedanken.
Die Damen der Gesellschaft versanken in einen Hofknicks, die Herren verbeugten sich galant als der Kaiser durch die Menge schritt. Es gehörte sich, daß der Herr dabei die Hand der Dame hielt, die ihn begleitete. Gerade als die kaiserliche Hoheit auf Liselles und Elronds Höhe war, passierte es. Elrond schien das Gleichgewicht zu verlieren, hielt ihre Hand krampfhaft in seiner. Doch den Göttern sei dank, die beiden purzelten dem Kaiser nicht vor die Füße. Es wäre ihr Ende gewesen, hätte sie sich derart blamiert.
„Reißt Euch gefälligst zusammen!“ zischte sie Elrond verstohlen zu.
Der Ausrufer gab bekannt, daß sich das Bankett noch ein paar Minuten hinauszögern würde. Niemand schenkte dieser Ankündigung große Beachtung, denn niemand erwartete wirklich, daß das Bankett pünktlich beginnen würde. Schließlich taten sie das nie. Die Tatsache, daß der Kaiser anwesend war, sorgte für wesentlich mehr Gesprächsstoff und so hörte man überall „Der Kaiser selber ist dort, hat denn niemand davon gewußt?“

Aus den paar Minuten wurde fast eine halbe Stunde bis der Ausrufer durch eine Fanfare wieder auf sich aufmerksam machte und die Reihenfolge bekannt gab, in der man in den Bankettsaal schreiten würde. Vorneweg natürlich der Kaiser, gleich dahinter Elvion Feuerglanz samt Gemahlin, gefolgt von der Zwergin Andra. Danach sagte der Ausrufer Elrond Feuerlilie und Liselle von Oltenburg, Tochter des Barons von Oltenburg an. Liselle blieb das Herz vor Schreck stehen.
„Laßt mich das heil überstehen, bitte!“ die Zahl der stummen Stoßgebete nahm in den letzten Minuten drastisch zu.
Elrond bot ihr den Arm, den Liselle ergriff, und dann reihten sich die beiden hinter Andra ein. Als sie an Liselles Vater vorbeikamen, fing sie einen Blick auf, der ihr ganz klar mitteilte „Kind, versau das nicht“. Nicht, daß ihr Vater jemals solche Ausdrücke verwenden würde, Liselle war klar, welche Ehre ihrer Familie gerade zuteil wurde. Nicht nur das, die Ehre ihrer Familie hing jetzt ganz von ihr ab. Zu sagen, daß sie sich bei diesem Gedanken nicht wohl fühlte, wäre reine Untertreibung gewesen. Auch als sie Zoes Gesicht in der Menge erblickte und in deren Augen sah, daß sie ihren Begleiter durchaus erkannt hatte, konnte sie nur leicht mit den Achseln zucken. Zoe würde wissen, daß nach dem Ball noch eine lange Diskussion anstand, vorausgesetzt, sie überstand dieses Desaster unbeschadet. Als die Prozession durch die großen Flügeltüren in den festlich geschmückten Bankett-Saal einzog, erwartete Liselle der nächste Schock. Der Kaiser und die Ehrengäste würden an einem erhöhten Tisch sitzen, der quer zu den drei langen Reihen der anderen Tische stand.
„Jeder wird mich sehen können! Das kann nicht gut gehen, das wird ein Desaster ohne gleichen geben,“ bei diesem Gedanken wurde sie ein wenig bleich.

Sie nahmen Platz an der reich und festlich geschmückten Tafel. Elvion und Gemahlin saßen direkt neben dem Kaiser und Andra wurde daneben plaziert, auf ihrer anderen Seite saß Elrond. Direkt neben ihm saß Liselle und fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Zu ihrem Erstaunen unterlief Elrond während des Essens nicht der kleinste Fehler.
„Entweder er ist ein Naturtalent, was ich nicht glaube, er hat gelogen und dies ist nicht sein erster Ball oder aber hier ist irgend etwas faul,“ dachte sich Liselle während sie Elrond verstohlen von der Seite betrachtete.
Eine geraume Weile später beendete der Kaiser sein Mahl und hielt eine kleine Rede, in der er sich unter anderem bei den Verantwortlichen für ein gelungenes Fest bedankte und wünschte den Versammelten viel Spaß bei dem vergnüglichen Teil des Abends. Musik spielte auf und der Tanz war eröffnet.
„Darf ich bitten, meine Dame?“ fragte Elrond galant.
„Gerne,“ erwiderte Liselle und nahm die ihr dargebotene Hand und ließ sich von Elrond auf die Tanzfläche führen. Auch wenn er vorher gewarnt hatte, er würde ihr auf die Füße treten, zu sagen, er wäre ein leidlicher Tänzer wäre ihm nicht gerecht geworden. Er hatte eine fließende Art sich zu bewegen und führte sie sicher und dennoch leicht über das Parkett. Auch wenn Liselle das nie zugegeben hätte, sie genoß das Tanzen mit ihm.
„Wer bin ich denn, wenn ich auch noch anfange, ihm Komplimente zu machen,“ sagte sie in Gedanken zu sich.
Stattdessen erbat sie sich eine Pause und er führte sie zum Rand der Tanzfläche bevor er mit eine andere Dame zum Tanz aufforderte. Mit einem leisen Bedauern sah sie ihn im Getümmel verschwinden. Dort stand sie auch, in Gedanken darüber versunken, daß der Abend sich doch nicht als die Katastrophe ihres jungen Lebens entpuppt hatte, als sie ihre Mutter mit einem ernsten Gesicht auf sich zukommen sah.
„Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich, mein Kind,“ eröffnete die Baronin ihrer Tochter.
„Was ist passiert Mutter? Hat mein Benehmen Anlaß zur Klage gegeben?“ erkundigte sich Liselle besorgt.
„Nein, ganz im Gegenteil, mein Kind. Wir sind sehr stolz auf dich. Dein Vater ist vielleicht ein wenig zu stolz, er spricht gerade mit Andra. Er findet, deine Begleitung wäre ein passender Ehemann für dich,“ führte die Baronin aus.
„Wie bitte?!“ Liselle glaubte, sich verhört zu haben. „Das kann nicht sein Ernst sein Mutter!“
„Beruhige dich, ich werde ihm noch einmal ins Gewissen reden,“ versuchte die Baronin ihre entsetzte Tochter zu beschwichtigen, bevor sie sich wieder auf die Suche nach ihrem Ehegemahl begab.
Liselle war alles andere als beruhigt. Sie kannte ihren Vater, hatte sich dieser erst einmal etwas in den Kopf gesetzt und es für eine gute Idee befunden, war er schwer wieder davon abzubringen. Ihre Sorge wurde auch durch Andras Miene nicht weniger. Die Zwergin hielt direkt auf sie zu und Liselle ahnte, daß sie jetzt nichts Gutes zu hören bekommen würde.
„Hat Euer Vater den Verstand verloren?“ blaffte die Zwergin Liselle an. „Das ist ja wohl die größte Schnapsidee, die sich jemals in seinem Kopf verirrt hat!“
„Ich nehme an, Ihr seid ebensowenig begeistert wie ich von der Vorstellung einer Heirat,“ erwiderte sie äußerlich gelassen.
„Nicht begeistert?! Euer Vater redet bereits mit Elrond, der die Idee wohl ebenfalls gut findet,“ schnaubte die Zwergin. „Was mich im Moment auch nicht wirklich wundert,“ murmelte sie leise.
„Wie meint Ihr das, Andra?“ hakte Liselle nach.
„Ach, schon gut. Ich habe lediglich laut gedacht,“ wich Andra aus.
Liselle ging nicht weiter auf die Bemerkung ein, sie hatte andere Sorgen. Sie versuchte, ihren Vater in dem Getümmel ausfindig zu machen. Die Zwergin hatte recht, der Baron sprach in der Tat mit Elrond. Sie mußte einschreiten, bevor ihr Vater sich vollends verrannt hatte.
„Da bist du ja, ich wollte dich gerade suchen, mein Kind,“ stolz strahlte ihr Vater sie an, als Liselle zu den beiden stieß.
„Ich hoffe, ich störe euch nicht bei eurem Gespräch,“ erwiderte Liselle höflich, aber kühl.
„Nein, nein. Ich habe gute Nachrichten für dich! Da du ja jetzt mit deinen siebzehn Jahren im heiratsfähigen Alter bist und dein Begleiter offensichtlich Interesse an dir gefunden hat, wie wäre es wenn wir heute abend eure Verlobung bekannt geben?“ ihr Vater strahlte sie an, als hätte er ihr gerade das gesamte Mittelreich zum Geschenk gemacht.
„Vater, kann ich dich bitte unter vier Augen sprechen?“
„Sicher, ist etwas nicht in Ordnung?“
„Entschuldigt uns bitte kurz,“ wandte sich Liselle an Elrond bevor sie ihren Vater ein Stück wegzog.
„Und, was hältst du von dieser Idee?“ fragte ihr Vater eifrig.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist," wandte Liselle ein.
"Ja, warum denn nicht?"
"Wir kennen uns doch gar nicht! Sollten wir nicht erst einmal herausfinden, ob wir uns überhaupt mögen bevor eine Verlobung in Erwägung gezogen wird?"
"Ach was. Deine Mutter und ich kannten uns auch nicht vorher und sieh doch, wir sind immer noch glücklich verheiratet."
"Aber was wissen wir denn über ihn? Wer ist er und wo kommt er her? Aus welcher Familie stammt er?" Liselles Ton kletterte einige Nuancen nach oben.
"Er wird bestimmt aus einer angesehenen Familie stammen, schau dir immerhin an, unter wessen Fittiche er steht und mit welchen Leuten er hergekommen ist," schmetterte ihr Vater auch diese Einwände ab.
"Was sagt denn Mutter überhaupt dazu?" Liselle spielte ihren stärksten Trumpf aus.
"Deine Mutter war auch erst nicht begeistert darüber, aber nachdem wir noch einmal darüber diskutiert hatten, schien sie der Idee auch sehr gewogen zu sein," erklärte der Baron.
"Das darf doch nicht wahr sein, selbst meine Mutter hat sich gegen mich verschworen?" empörte sich Liselle in Gedanken.
"Nun komm, ich habe eine Bekanntmachung zu erledigen," sagte der Baron und zog seine widerstrebende Tochter in Richtung des Ausrufers.

Bang beobachtete Liselle wie der Baron mit dem Ausrufer sprach. Sie konnte ihrem Vater nicht sagen, daß der junge Mann, für den er sich so begeisterte, der Flegel war, mit dem sie auf offener Straße aneinander geraten war. Sie bezweifelte, daß er ihr in seinem Überschwang glauben würde. Außerdem war es besser, diesen Vorfall nicht noch einmal zu erwähnen. Sie hoffte inständig, daß ihr Vater nicht wirklich eine Verlobung ausrufen lassen würde. Alles, was Rang und Namen hatte, war heute hier versammelt und eine solche Ankündigung würde sich nicht nur wie ein Lauffeuer durch ganz Gareth verbreiten, sie wäre auch bindend. Da würde sie sich nicht so einfach herauswinden können und eine Heirat war das letzte, was sie sich wünschte, da dies bedeuten würde, daß ihr Leben, wie sie es bis jetzt kannte, enden würde.
Das laute Krachen, daß der Stab des Ausrufers verursachte, brachte die Menge zum Verstummen. Liselle wäre am liebsten im Boden versunken, doch leider tat sich dieser nicht einfach auf und verschlang sie.
"Es wurde mir zugetragen und es ist mir eine Ehre verkünden zu dürfen, daß sich heute hier zwei Herzen gefunden haben," donnerte die tiefe Stimme des Ausrufers durch den Saal. "Baron von Oltenburg macht hiermit bekannt, daß sich seine Tochter und Elrond Feuerlilie zugetan sind."
Liselle atmete hörbar auf. Keine offizielle Verlobung, sondern nur, daß Interesse an einer solchen vorhanden war. Da würde sie schon einen Weg heraus finden. Dann wurde sie auch schon in die Mitte der Tanzfläche geschoben zum traditionellen Tanz mit ihrem Verehrer. Elrond verbeugte sich elegant vor ihr, die Musik setzte ein und die beiden tanzten miteinander.
"Was habt Ihr Euch dabei eigentlich gedacht?" zischte Liselle ihm leise zu.
"Ich?" fragte er unschuldig.
"Ja, wer denn sonst? Sehr Ihr sonst noch jemanden, mit dem ich gerade tanze?" gab sie spitz zurück.
Nach dem Tanz drängten sich auch die anderen wieder auf die Tanzfläche und Elrond führte sie zu ihrer Familie zurück.
"Ach Liselle, ich freue mich so für dich!" beglückwünschte sie Lionel überschwenglich. "Da hast du ja einen wunderbaren Mann ausgesucht."
Liselles gequälte Blicke sprachen Bände, allerdings in einer Sprache, die Lionel nicht zu verstehen schien. Heral dagegen verstand sie sehr deutlich und so willigte er auch ein, mit ihr kurz nach draußen auf den Balkon zu gehen.
"Heral, du mußt Vater das ausreden!" flehte sie ihren Bruder an.
"Ich?"
"Warum fragt heute eigentlich jeder mit Unschuldsmiene, ob ich ihn meine? Sicher du, du bist mein ältester Bruder, Vater wird deine Einwände zur Kenntnis nehmen!"
"Habe ich denn welche?"
"Heral, dieser Kerl, der Vater um den Finger gewickelt hat, ist auch der ungezogene Rüpel, mit dem ich auf offener Straße aneinander geraten bin und der im Kerker geendet wäre, wenn Andra nicht eingegriffen hätte," klärte sie ihren Bruder auf, sie brauchte wenigstens einen Verbündeten.
"Oh," entfuhr es Heral.
"Richtig, oh! Du kannst dir also vorstellen, wie begeistert ich von diesem ganzen Gerede von gefundenen Herzen und Verlobung bin."
"Tut mir leid, Schwesterherz. Aber da wirst du alleine wieder rausfinden müssen, ich kann dir dabei nicht helfen. Alles, was Vater sieht, ist ein junger Mann mit Manieren und offensichtlich aus gutem Hause, das weitreichende Verbindungen zu haben scheint. Du weißt, er wünscht sich für dich einen Ehemann, der es wert ist, dich zur Frau zu haben, und in deiner Straßenbekanntschaft scheint er einen geeigneten Kandidaten zu sehen. Ich wüßte nicht, wie ich ihm das ausreden soll," Heral zuckte bedauernd die Achseln, er wußte, daß Liselle die Aussicht, ein Leben als brave Ehefrau führen zu müssen, nicht zu Begeisterungsstürmen hinriß.
"Ich bin enttäuscht von dir," fauchte sie, ließ ihren Bruder einfach stehen und machte sich auf die Suche nach Zoe.

"Was hast du jetzt vor? Das ist doch immerhin der Kerl, der uns damals so unhöflich angepöbelt hat und sich nicht einmal entschuldigen wollte, oder?" fragte Zoe.
"Das ist er allerdings," schnaubte Liselle. "Ich weiß es nicht, jetzt kann ich nicht viel machen, aber irgendwie werde ich mich da schon herauswinden. Jetzt heißt es erst einmal diesen vermaledeiten Ball zu überstehen."
Zoe sah sie mitfühlend an, sie konnte verstehen, was Liselle so aufbrachte. Sie hatte die letzten Tage immerhin einen kleinen Einblick in ihr Leben bekommen und es war nachvollziehbar, daß Liselle das nicht aufgeben wollte. Dafür hatte sie damit viel zu viel Spaß und sie würde sich zu Tode langweilen, wenn sie nur noch die Pflichten einer Ehegattin zum Lebensinhalt hätte. Zoe geleitete Liselle zu ihrer Familie bevor sie sich von ihrem Begleiter Max wieder auf die Tanzfläche entführen ließ, die sie den ganzen Abend über kaum verlassen hatte.

Geraume Zeit später stieß Elrond wieder zu den von Oltenburgs, gefolgt von der Zwergin Andra.
"Entschuldigt uns bitte, aber mir geht es nicht gut. Wohl zuviel gegessen. Wie auch immer, ich werde jetzt nach Hause fahren und Elrond wird mich begleiten, wenn ihr nichts dagegen habt," entschuldigte sie sich.
"Aber nein," beeilte sich der Baron zu versichern. "Ich hoffe, es ist nichts schlimmes?"
"Nein, nein, nur ein Unwohlsein," sagte Andra brummig.
Elrond verabschiedete sich mit einer eleganten Verbeugung von ihr und die beiden starrten sich feindselig an. Liselle war froh, diesen unmöglichen Menschen für heute nicht mehr sehen zu müssen.
"Vater, die beiden sind aber ein schönes Paar," hörte Liselle Lionel zu ihrem Vater sagen. "Da habt ihr wirklich einen Glücksgriff getan."
Liselle hätte Lionel am liebsten gesagt, er solle die Klappe halten, besann sich aber eines besseren und schenkte ihm lediglich einen eisigen Blick, den er natürlich nicht bemerkte. Er bemerkte nie, was in Liselle wirklich vorging. Heral dagegen schon und er kicherte leise, was ihm ebenfalls einen giftigen Blick einbrachte.

Auch die von Oltenburgs blieben nicht mehr lange auf dem Ball. Auf der Heimfahrt schwieg Liselle, sie hatte keine Lust Hochzeitspläne zu schmieden. Kaum zu Hause angekommen, stürmte Liselle hinauf in ihr Zimmer und warf die Tür mit soviel Elan zu, daß sie bedrohlich knackte. Sie zog ihre Schuhe aus und trat sie achtlos unter das Bett, die teure Ballrobe wurde achtlos auf den Boden geworfen bevor sie sich in ihr Bett verkroch. Der Schlaf ließ auf sich warten, so aufgebracht wie sie war. Sie vertrieb sich die Zeit damit, darüber nachzudenken, wie sie aus dieser Situation wieder herauskam. Zuversichtlich schlief sie dann endlich ein, diese Hochzeit würde sie zu verhindern wissen, selbst wenn ihr noch nicht ganz klar war, wie genau.