Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Montag, Juni 27, 2005

Kreative Pause

Im Moment ist es zum einen zu heiß, um wirklich konzentriert schreiben zu können, und zum anderen tut sich in meinem Leben im Moment eine ganze Menge, so daß mir auch kaum Zeit bleibt für das Schreiben ... Viele Dinge auf der To-Do-List und viel zu wenig Zeit. Aber keine Angst, ich komme bestimmt wieder ;)

Montag, Mai 30, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (6)

(sechster Teil)

Liselle hatte sich vor dem Haus des Rechtsgelehrten Korninger von Zoe getrennt, sie wollte noch ein wenig spazieren gehen und nachdenken. Zoe konnte Andra auch ohne ihre Hilfe über die Geschehnisse in Kenntnis setzen. So lief Liselle ohne ein Ziel bestimmt eine Stunde durch das stille Angbar während Phexens Hort in all seiner funkelnden Pracht zu bewundern war. Als sie plötzlich vor der Tür des ‚Goldenen Esels’ stand, war sie ziemlich überrascht. Ihr war nicht bewußt gewesen, daß sie ihre Schritte hier her zurück gelenkt hatte. Sie holte noch einmal tief Luft, schaute zu den funkelnden Juwelen am Himmel hinauf und betrat Amboschs Taverne. Ihr war, als würde sie von der kühlen Nachtluft direkt in das gemütliche Treiben des Schankraums eintauchen, in dem es sowohl Tische in der Höhe optimal für Zwerge als auch solche für Menschen gab. Ein paar Zwerge blickten von ihren Würfelbechern auf, Ambosch hatte sie offensichtlich auf Liselle aufmerksam gemacht, und einer von ihnen nickte Liselle wohlwollend zu. Sie ließ ihren Blick kurz durch den Raum schweifen und machte kurz darauf Zoe und Andra aus, die zusammen an einem Tisch saßen. Andra saß auf ihrem zu großen Stuhl, baumelte mit den Beinen und winkte Liselle zu, die sich zu den beiden an ihren Tisch begab.
„Wo warst du denn?“ Zoe musterte Liselle neugierig als diese sich setzte.
„Ein bißchen frische Luft schnappen,“ Liselle zuckte mit den Schultern. „Doch auf eine wirklich brauchbare Lösung des Problems bin ich auch nicht gestoßen.“
„Schau mal, da kommt der Rechtsgelehrte Korninger und er hat unsere beiden Kerkervögel bei sich,“ Zoe winkte die Ankommenden an ihren Tisch.
„So, das Verbrechen, dessen der werte Herr Leingod bezichtigt wird, läßt sich aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Entschädigung an sein Opfer aus der Welt schaffen,“ eröffnete der Rechtsgelehrte nachdem sich alle gesetzt und von Ambosch etwas zu trinken gebracht bekommen hatten.
„Wie hoch wird diese Entschädigung denn sein müssen?“ fragte Liselle und schaute Fayt finster an, der ihrem Blick auswich.
„Ich rechne mit einer Summe von circa zwanzig bis dreißig Dukaten. Das wären dann auch schon die guten Nachrichten,“ Korninger blickte Elrond ernst an. „Sagt mir bitte, habt Ihr vielleicht jemanden in der Nähe gesehen, der Zeuge des Vorfalles wurde und bestätigen kann, daß man Euch provoziert hat? Ansonsten steht Eure Aussage gegen die Aussagen einiger sehr mächtiger Leute dieser Stadt.“
„Ich weiß nicht mehr so genau, es ging alles so schnell,“ Elrond klang unsicher und er runzelte die Stirn während er versuchte, sich genauer zu erinnern.
„Versucht, Euch den Vorfall genau vor Augen zu führen und laßt Euch dabei ruhig Zeit,“ empfahl Korninger.
„Da waren ein paar Leute, doch an ihnen war nichts auffälliges. Sie haben sich umgedreht und sind weg gegangen, ich bin mich nicht einmal sicher, ob ich sie überhaupt wieder erkennen würde,“ Elrond ballte frustriert die Fäuste.
„Ist es nicht auch fraglich, ob überhaupt jemand für ihn aussagen würde, wenn diese Leute in der Stadt so berüchtigt sind?“ Zweifel lag in Liselles Stimme und ihr Blick ruhte fragend auf dem Rechtsgelehrten.
„Versuchen können wir es. Die Einwohner dieser Stadt leiden schon eine Weile unter den Flausen dieser jungen Männer, vielleicht stellt sich jemand auf Eure Seite und sagt aus,“ Korninger begann, sich eine Pfeife zu stopfen.
„Wartet mal, da stand ein Mann vielleicht fünfzehn, zwanzig Schritt entfernt, der nicht weg gegangen ist. Er müßte bei der Distanz auch gehört haben, was mir diese Strolche an den Kopf geworfen haben. Und er war wirklich ungewöhnlich, er hatte schloßweiße Haare, auch wenn er kaum älter war als ich. Doch noch mehr stachen seine roten Augen hervor!“ berichtete Elrond und ein hoffnungsvolles Lächeln zog über sein Gesicht.
„Hervorragend!“ Korninger schlug vor Begeisterung mit der flachen Hand auf den Tisch und gerade noch rechtzeitig brachte Liselle seinen Becher in Sicherheit bevor er umkippen konnte. „Einen Albino wird man selbst in Angbar leicht ausfindig machen können. Und ich werde ihn schon davon überzeugen, daß er zu Euren Gunsten aussagt. Vertraut mir.“
„Angenommen, er sagt aus. Wie wird die Gerichtsverhandlung denn ablaufen?“ wandte sich Liselle an den zufriedenen Rechtsgelehrten. Sie hatte das wage Gefühl, daß sie etwas wichtiges übersehen hatten. Doch so sehr sie sich auch bemühte, diesen Gedanken zu fassen bekommen, er entzog sich ihr. So hörte sie aufmerksam Korningers Ausführungen zu, doch er brachte sie in ihren Überlegungen auch nicht weiter.
„Einen Moment,“ unterbrach Elrond ihn. „Meine Mutter ist eine Elfin und sie hat mir erklärt, daß ich in mir, genau wie in meiner Schwester auch, die Begabung zur Magie trage. Auch wenn ich nicht in der Lage bin, dieses Talent zu nutzen, doch ich habe mal gehört, daß im Falle eines Gerichtsverfahrens, in dem ein Magiebegabter angeklagt wird, üblicherweise ein Angehöriger der Hallen des Lichts hinzugezogen wird. Wo habe ich das gleich noch einmal gehört?“
„Das ist es!“ Liselle lachte, Elrond hatte ausgesprochen, woran sie sich so verzweifelt zu erinnern versucht hatte. „Als wir in der Stadt des Lichtes waren, da haben wir doch kurz mit einem Mitglied dieses Ordens gesprochen. Er hat uns davon erzählt, weil es zur Aufgabe der Halle des Lichts gehört!“
„Das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf Eure Situation,“ auch Korninger strahlte jetzt zuversichtlich.
„Würdet Ihr dann bitte einen Boten zu den Hallen des Lichts nach Gareth schicken und um Entsendung eines Mitgliedes dieses Ordens bitten?“ fragte Elrond den Rechtsgelehrten, der beflissen nickte und zusagte, den Boten noch heute Nacht zu beauftragen.
„Dann brauchen wir ja auch den Albino nicht mehr als Zeugen, oder?“ hakte Liselle nach.
„Nein, im Grunde nicht. Wenn die Vernehmung mittels Magie geschieht und deswegen wenden wir uns ja an die Hallen des Lichts, dann wird mittels eines Zaubers die Wahrheit ans Licht gebracht. Die Mitglieder dieses Ordens sind der Wahrheit verpflichtet und ihr Wort wird nicht angezweifelt, Ihr seid also auf der sicheren Seite,“ erklärte Korninger der Runde das Prozedere.
„Wir könnten doch trotzdem nach diesem Mann suchen lassen. Unsere Gegner fühlen sich dann vielleicht sicher und meinen, sie hätten den Sieg schon in der Tasche,“ schlug Zoe vor. „So eine Art Ablenkungsmanöver? Was haltet ihr davon?“
„Brillant, junge Dame! Ich werde veranlassen, daß er mittels Ausrufer und Anschlägen gesucht wird,“ Korninger rieb sich freudig die Hände und erhob sich. „Meine Damen und meine Herren, ich werde das Nötige veranlassen und Euch informieren, sobald sich etwas Neues ergibt. Bis dahin verabschiede ich mich und wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe.“
„Habt vielen Dank, Meister Korninger,“ bedankte sich Liselle und der Rechtsgelehrte verneigte sich leicht vor ihr bevor er sich umdrehte und die Taverne verließ.
„Es war ein anstrengender Tag, laßt uns schlafen gehen,“ sagte Andra und rutschte von ihrem Stuhl. „Wir sehen uns dann morgen.“
Fayt und Zoe verließen gemeinsam die Taverne, sie würden morgen zum Frühstück wieder zurück kommen. Auch wenn Liselle sich vorgenommen hatte, mit Elrond über die Tatsache, daß er im Bordell Torhaus wohl bekannt war, zu sprechen, hatte sie es zu seinem Glück vergessen als sie in ihrem Zimmer erst in das große Doppelbett und dann fast augenblicklich in tiefen Schlaf fiel.

Sonntag, Mai 29, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (5)

(fünfter Teil)

Es roch nach muffigem Stroh in dem Kerker, der im Keller unter der Wachstube lag. Die niedrige Decke war vom Ruß der Fackeln, die in Halterungen entlang der Wände steckten, geschwärzt und die grob aus Fels gehauenen Mauersteine glitzerten freucht.
„Die letzte Zelle auf der rechten Seite, dort findet ihr ihn. Ich werde hier auf Euch warten,“ der junge Gardist namens Darian deutete mit der Hand den Gang hinunter und Liselle schritt eilig zu der von ihm angegebenen Zelle.
„Kann man euch beide denn wirklich keine fünf Minuten aus den Augen lassen?“ fragte sie spitz.
„Velvet!“ Elrond sprang auf und trat an die vergitterte Tür. „Wie hast du mich gefunden?“
„Ich bin einfach dahin gegangen wo ich dich bei unserem ersten Zusammentreffen schon am liebsten hingebracht hätte,“ erwiderte Liselle trocken und lächelte bei der Erinnerung an diese Begegnung sanft.
„Du mußt mir glauben, ich bin unschuldig,“ versicherte er und Wut über die Art und Weise, wie man ihn behandelte, glitzerte in seinen Augen.
„Warum sitzt du dann hier? Das ist ja wohl kaum ein Aufenthaltsort für Unschuldige.“
„Nun ja, ich habe ihn wirklich geschlagen. Doch die Sache war nicht so, wie sie von den Freunden dieses Bengels dargestellt wird,“ er nahm Liselles Hände durch das Gitter in die seinen und schaute ihr tief in die Augen. „Glaubst du mir das?“
„Daß an dieser Geschichte etwas faul ist, sehe ich auch. Erzähl mir, was passiert ist,“ bat sie.
„Ich wollte zum Angbarer See gehen, nachdem ich Fayt ...“ er zögerte und wich Liselles Blick schuldbewußt aus.
„Nachdem du Fayt im Bordell Torhaus abgeliefert hast,“ vervollständigte Liselle seinen Satz und fragte in wesentlich schärferem Ton als beabsichtigt. „Was im Namen der Zwölf Götter hast du dir dabei bloß gedacht?“
„Sei nicht böse auf ihn, das war einzig und alleine meine Idee,“ erklang Fayts Stimme hinter ihr. Liselle drehte sich überrascht um, Fayt saß in der gegenüberliegenden Zelle.
„Ach, deswegen hat er auch für dich bezahlt. Hast du etwa deinen Geldbeutel vergessen?“ fragte Liselle sarkastisch und schaute Fayt durch die Gitterstäbe giftig an. „Mit dir habe ich auch noch ein Wörtchen oder zwei zu sprechen, keine Sorge.“
„Aber erst, wenn ich ihm die Leviten gelesen habe!“ warf Zoe ein und warf Fayt ebenfalls böse Blicke zu.
„Meinetwegen. Jetzt will ich aber wissen, warum genau du hier sitzt,“ Liselle drehte sich wieder zu Elrond um. „Was ist also passiert, nachdem du Fayt ... abgeliefert hast?“
„Wie ich sagte, ich wollte zum Angbarer See, ein wenig dort spazieren gehen. Ich war auch schon fast dort, da rief ein junger Schnösel mir Beleidigungen nach. Das hat mich zwar getroffen, aber da habe ich es noch geschafft, ruhig zu bleiben. Erst als sie anfingen, meine Mutter zu beleidigen, da war es mit meiner Gelassenheit vorbei und ich habe vollends die Beherrschung verloren. Als ich wieder einigermaßen bei mir war, hielten mich drei Gardisten fest und brachten mich hier her. Die jungen Männer, die diesen Bengel begleitet haben, stritten vehement ab, daß er mich überhaupt angesprochen habe,“ berichtete Elrond so sachlich wie es ihm möglich war.
„Der jungen Mann, den du da als Schnösel bezeichnest, ist der Sohn des Hauptmannes und im Moment kämpft er um sein Leben, du hast ihn übel zugerichtet“ Liselle schüttelte den Kopf. „Hoffen wir, daß er es überlebt, ansonsten sieht es sehr schlecht für dich aus. Du bist hier ein Fremder, wie wir auch, und du hast den Sohn eines angesehenen Bewohners dieser Stadt attackiert.“
„Was machen wir denn jetzt? Sie haben mich doch schließlich provoziert,“ verteidigte sich Elrond und unwillkürlich verstärkte er seinen Griff um Liselles Hände.
„Ich glaube dir ja. Deswegen wollte ich mit dir sprechen und deine Seite der Ereignisse hören, ich kann mir nicht vorstellen, daß du jemanden einfach aus einer Laune heraus fast zu Tode prügelst. Es ist nur fraglich, ob der Richter dir glauben wird. Selbst wenn ich mit meinem Namen für dich vor Gericht bürge, wird es dir hier nicht viel bringen. In Gareth wäre das etwas ganz anderes,“ seufzte sie. „Wenn wir nicht beweisen können, daß du provoziert wurdest und somit sehr wohl einen Grund hattest, wirst du kaum mit einem milden Richterspruch rechnen dürfen.“
„Ich wollte das doch alles nicht!“ rief Elrond aus. „Gibt es denn nichts, was wir tun können?“
„Du kannst jetzt gar nichts tun außer hier bleiben. Hier kannst du wenigstens keinen weiteren Schaden anrichten.“
„Sehr komisch,“ brummte Elrond.
„Laß mich einen Rechtsgelehrten aufsuchen und um Rat fragen. Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das schon wieder irgendwie hin,“ Liselle neigte den Kopf und küßte Elrond sanft durch die Gitterstäbe. „Und glaub ja nicht, daß du um die Erklärung herum kommst, warum dich die Damen im Torhaus kannten!“
„Ich sagte doch bereits, das mit den Mädchen war ganz alleine meine Idee,“ kam Fayt seinem Freund erneut zu Hilfe.
„Sei ruhig, du bist nicht gemeint. Elrond weiß sehr genau, wovon ich spreche. Und du,“ sie deutete mit dem Finger anklagend auf Fayt „kannst dir in der Zwischenzeit in Ruhe überlegen, wie du Zoe und mir erklärst, warum du hier sitzt!“
„Und ich möchte eine sehr überzeugende Erklärung hören!“ fügte Zoe drohend hinzu. Fayt ließ den Kopf hängen und schaute sie schuldbewußt an.
„Vertrau mir, es wird sich eine Lösung finden,“ versprach Liselle Elrond noch einmal und verabschiedete sich mit einem Kuß.

Der Rechtsgelehrte Refardeon Korninger empfing Liselle und Zoe freundlich, trotz der fortgeschrittenen Stunde. Sie hatten sich von dem Gardisten Darian den Weg zu ihm erklären lassen. Refardeon war ein kleiner, beleibter Mann mit spärlichem Haarwuchs, eine Tatsache, die er zu verbergen versuchte, indem er einfach die Haare über die beginnende Glatze kämmte. Sein Gesicht war rund und seine Augen musterten sie aufmerksam.
„Nun, da hat Euer Verlobter sich mit mächtigen Leuten angelegt,“ sagt er, nachdem Liselle und Zoe die Ereignisse, die sie zu ihm geführt hatten, geschildert hatte. „Melcher Gerdenfels und seine Freunde Gerios von Sieghelms Halm sowie Jordan von Bodrin, Neffe des Grafen von Bodrin zum Schetzeneck, und noch einige andere Sprößlinge adliger Abstammung sind in Angbar berüchtigt für ihr Treiben. Da sie nie Konsequenzen zu befürchten haben, können sie manchmal eine wahre Plage sein. Jeder geht ihnen aus dem Weg.“
„Nun, mein Verlobter kannte diese Leute nicht,“ Liselle zuckte bedauernd mit den Achseln.
„Hoffen wir für Euren Verlobten, daß der junge Melcher Gerdenfels den morgigen Tag noch erlebt,“ die Stirn des Rechtsgelehrten lag in tiefen Falten.
„Könntet Ihr die Beiden denn bis zur Verhandlung aus dem Kerker holen lassen?“ Liselle schaute Refardeon bittend an.
„Das müßte sich machen lassen. Gegen ein Pfand in wahrscheinlich sehr beträchtlicher Höhe sollte ich die Beiden bis zur Verhandlung freibekommen. Überlaßt das ruhig mir,“ Refardeon schaute sie mitfühlend an bevor er fortfuhr. „Ihr werdet doch für sie bürgen, nehme ich an?“
„Ja, werde ich,“ seufzte Liselle und fragte sich, ob sie die beiden nicht einfach im Kerker schmorren lassen sollte.
„Dann wäre das auch geklärt, ich werde sofort das Notwendige veranlassen. In welcher Herberge wohnt Ihr, ich werde dann die beiden Delinquenten zu Euch bringen und sie Eurer Obhut unterstellen. Ihr seid dann dafür verantwortlich, daß sie die Stadt nicht verlassen und zur Gerichtsverhandlung erscheinen.“
„Wir sind im Goldenen Esel untergebracht,“ antwortete Liselle.
„Gut, wir werden uns dann dort treffen. Vertraut mir, es ist niemals so ausweglos, wie es anfangs scheinen mag,“ er lächelte die beiden Mädchen aufmunternd an. „Und nun geht am besten zu Eurer Herberge.“

Samstag, Mai 28, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (4)

(vierter Teil)

„Wie viele Tavernen haben wir jetzt schon besichtigt und uns nach den beiden erkundigt?“ fragte Zoe stöhnend nachdem die beiden Mädchen zum wiederholten Male an diesem Abend durch eine Tavernentür an die frische Luft traten.
„Ich weiß es nicht, aber in Angbar gibt es anscheinend keine Ecke Aventuriens, die hier nicht kulinarisch vertreten ist. Dieses novadische Röstfleisch hat wirklich appetitlich ausgesehen und vor allem gerochen,“ Liselle machte Anstalten wieder zurück in den ‚Schnellen Reiter’ zu gehen, doch Zoe hielt sie am Ärmel fest.
„Wir haben unsere Beiden noch nicht gefunden, du Leckermaul,“ erinnerte Zoe ihre Freundin.
„Ja, ist ja schon in Ordnung, du hast natürlich recht. Aber es riecht so verführerisch,“ Liselle seufzte. „Also gut, das war dann wohl auch die letzte Taverne und da vorne ist bereits das Quartier der Gardisten.“
„Was willst du bei den Gardisten?“
„Fragen, wie auch bei den ungezählten Wirten. Vielleicht ist einer von unseren zwei Freunden einem der Gardisten aufgefallen. Fayt ist immerhin mit seiner Körpergröße alleine schon auffällig genug und Elrond ist bis jetzt der einzige Halbelf mit blauschwarzem Haar, den ich hier gesehen habe. Gardisten haben im Normalfall gute Augen und ein ebensolches Gedächtnis wenn es um Fremde geht. Fragen können wir, im schlimmsten Fall sind wir nachher genauso ratlos wie jetzt auch,“ legte Liselle ihr Vorhaben dar.
„Worauf warten wir dann noch?“ Zoe ging ohne auf Liselle zu warten los, auf das Gardehaus zu. Liselle ging ihr eilig hinterher und zusammen betragen sie das aus dicken, grauen Steinen solide gemauerte Haus.
„Entschuldigt bitte, aber wir benötigen Eure Hilfe,“ Zoe trat auf den jungen Gardisten zu, der an einem Schreibtisch saß und ungelenk mit einer Schreibfeder hantierte. Er schaute von seinen Papieren auf, die wild auf seinem Tisch verteilt lagen und ein bewunderndes Lächeln breitete sich auf seinem ebenmäßigen Gesicht aus.
„Womit kann ich Euch dienen, meine Damen?“ er stand auf, verbeugte sich leicht vor ihnen und seine blauen Augen funkelten freundlich.
„Nun, wir sind fremd in der Stadt und wir vermissen zwei unserer Reisegefährten. Vielleicht sind sie von Euren Männern gesehen worden, Hauptmann,“ schmeichelte Zoe mit einem verführerischen Augenaufschlag.
„Nein, nein, ich bin nicht der Hauptmann,“ verneinte der junge Gardist und errötete leicht.
„Oh, entschuldigt bitte mein Unwissen, ich kenne mich leider mit militärischen Rängen überhaupt nicht aus. Doch ich bin mir sicher, Ihr wäret bestimmt ein sehr fähiger Hauptmann,“ Zoe trat einen halben Schritt auf den Gardisten zu und strich ihm sanft über den Unterarm.
Liselle verbarg ihren Mund in ihrem Mantel und neigte leicht den Kopf, damit ihr breites Grinsen nicht zu sehen war.
„Ähm, sagtet Ihr nicht ... ich meine ... also, sucht Ihr nicht Eure Reisegefährten? Was ich sagen möchte .. um Euch zu helfen bräuchte ich eine Beschreibung,“ stotterte er verlegen und die Röte überzog nun sein ganzes Gesicht. Liselle unterdrückte mit größter Mühe ein Lachen.
„Der eine ist ein ungewöhnlich großer Mann mit dem Namen Fayt Leingod. Er hat schwarze Haare und sehr dunkle Augen. Meist trägt er einen Küraß und etwas, das er Gladiatiorenschultern nennt. Der andere ist ein Halbelf mit blauschwarzem Haar und einer Narbe im Gesicht, die quer über sein linkes Auge verläuft. Er sieht ein wenig verwegen aus und sein Name ist Elrond Feuerlilie,“ gab Zoe ihm die gewünschten Informationen. Als der Gardist den letzten Namen hörte, verfinsterte sich sein Gesicht, offenbar sagte ihm dieser Name etwas.
„Die beiden sind hier,“ erwiderte er knapp und Liselles Gefühl, daß mit den beiden etwas geschehen war, verstärkte sich.
„Warum sind die beiden denn hier?“ fragte sie vorsichtig.
„Der Hüne hat auf offener Straße ohne ersichtlichen Grund einfach jemanden ins Gesicht geschlagen, direkt neben einem von uns, der gerade dort patrouillierte. Dann blieb er merkwürdigerweise ganz ruhig stehen und ließ sich in Gewahrsam nehmen,“ erklärte er sachlich. „Er wird morgen dem Richter vorgeführt.“
„Und warum haltet ihr dann auch Elrond Feuerlilie fest? War er ebenfalls an dem Vorfall beteiligt?“ Liselle befürchtete, daß ihr die Antwort nicht gefallen würde.
„Nein, er wurde nicht zusammen mit dem Hünen in Gewahrsam genommen,“ die verhohlene Wut in seiner Stimme bestätigte Liselles Vorahnung. „Er hat den Sohn unseres Hauptmannes grundlos angegriffen und schwer verletzt! Es steht nicht gut um ihn, niemand kann sagen, ob er die Nacht überlebt. Betet für ihn, denn sollte er den morgigen Tag nicht mehr erleben, dann sieht es sehr schlecht für Euren Freund aus.“
Liselles Gedanken rasten wild durcheinander, sie mochte kaum glauben was sie eben gehört hatte. Das sah in der Tat nicht gut aus.
„Ich kenne Elrond Feuerlilie sehr gut und ich kann mir nicht vorstellen, daß er jemanden ohne einen triftigen Grund angreift,“ Liselle sah den Gardisten fragend an.
„Wertes Fräulein, wir mußten ihn mit mehreren Männern zurück halten, er wollte nicht von seinem Opfer ablassen! Die Zeugen haben allesamt bestätigt, daß der Sohn unseres Hauptmannes keinerlei Grund für einen derartigen Angriff gegeben hat,“ Entrüstung lag in seiner Stimme. Liselle warf Zoe einen Blick zu und sah in deren Augen, daß diese ebenfalls Zweifel an Elronds offenbar erwiesener Schuld hatte.
„Wenn das so ist, dann möchte ich mit dem Hauptmann persönlich sprechen,“ verlangte Liselle.
„Ihr wollt Hauptmann Gerdenfels sprechen?“ Der Gardist schaute sie verblüfft an.
„Genau, das möchte ich in der Tat,“ wiederholte Liselle und schaute den Gardisten auffordernd an.
„Ich kann es versuchen, doch ich kann Euch nicht versprechen, daß er Euch auch anhören wird. Wen soll ich melden?“ fragte er und musterte sie abschätzig.
„Meldet Ihm, daß Liselle, Tochter des Barons von Oltenburg, Ihn zu sprechen wünscht,“ Liselle genoß es, daß der Gardist sie mit großen Augen ansah bevor er sich umdrehte und eilig den Raum verließ.
„Was hast du vor, Velvet?“ erkundigte sich Zoe.
„Mir einen Überblick verschaffen und überlegen, wie wir aus diesem Schlamassel wieder heraus kommen. Denn etwas scheint mir hier ganz und gar nicht stimmig zu sein.“
„Das Gefühl habe ich auch, dein Liebster ist zwar manchmal ein wenig aufbrausend, aber doch nicht gemeingefährlich,“ Zoe setzte sich auf einen einfachen Holzschemel und schaute Liselle, die mit gerunzelter Stirn auf und ab lief, sorgenvoll an.

„Entschuldigt bitte die Störung, Hauptmann Gerdenfels, doch ich möchte gerne mit Euch reden, auch wenn der Zeitpunkt für eine Unterredung sehr unpassend ist,“ Liselle setzte ein freundliches Lächeln auf, als sie das Arbeitszimmer des Hauptmannes betrat, zu welchem sie der junge Gardist kurz nach seiner Rückkehr geführt hatte.
„Darian, laß die junge Dame und mich bitte einen Moment alleine,“ befahl der Hauptmann seinem Untergebenen, der daraufhin kurz salutierte und die Tür von außen schloß.
„Was möchtet Ihr, junges Fräulein?“ seine Stimme klang beherrscht und er stand mit dem Rücken zu ihr gewandt, die Hände nach hinten verschränkt und den Blick aus dem Fenster gerichtet.
„Wie geht es Eurem bedauernswerten Sohn, Hauptmann Gerdenfells?“ fragte Liselle mit weicher Stimme. Der Hauptmann drehte sich zu ihr und trat ins Licht der Kerzen, die den Raum in ein warmes Licht tauchten.
„Es geht ihm nicht gut und die Ärzte können mir im Moment nicht sagen, ob er es überleben wird,“ um seinen Mund lag ein harter Zug. „Nun, Ihr seid also Liselle von Oltenburg, die Reisegefährtin dieses Übeltäters. Was wollt Ihr, Euch etwa für ihn einsetzen?“
„Mit Euch sprechen um zu erfahren wessen genau er beschuldigt wird,“ erwiderte Liselle und beobachtete die Gesichtszüge des Hauptmannes genau. Er war ein stolzer Mann, ein wenig größer als sie, und es zeigten sich erste graue Strähnen in seinem kurzgeschnittenen, roten Haar.
„Die Beweislage ist eindeutig. Euer Gefährte,“ er spie das Wort regelrecht aus „ist ohne einen Grund auf meinen armen Sohn losgegangen und hat ihn mit einer Wut, deren gleichen ich noch nie gesehen habe, attackiert. Er wird morgen dem Richter zugeführt und sollte mein Sohn Gerion heute nacht in Borons Hallen gerufen werden, wird die Anklage auf Mord lauten. Dann wird ihn nichts und niemand vor der vollen Härte des Gesetzes schützen.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß Elrond Feuerlilie Euren Sohn grundlos angegriffen haben soll, schließlich reise ...“ der Hauptmann ließ Liselle jedoch nicht ausreden.
„Stellt Ihr etwa die Aussagen namhafter Zeugen in Zweifel?“ fiel er ihr scharf ins Wort.
„Aber nein, in keinster Weise. Ich verstehe lediglich nicht, was zu einem solchen Ausbruch geführt haben mag. Ein derartiges Temperament wäre mir doch sicherlich in der gemeinsamen Zeit aufgefallen,“ versuchte Liselle die angespannte Situation zu entschärfen.
„Manchmal, da kann man einen Menschen sein ganzes Leben lang kennen und dennoch mag er auf einmal Seiten seines Wesens offenbaren, die man nie für möglich gehalten hätte,“ lenkte Hauptmann Gerdenfels ein. „Euch ist für diesen Vorfall schließlich kein Vorwurf zu machen.“
„Ware es möglich, Elrond Feuerlilie mit zu nehmen? Ich würde mich mit meinem Namen dafür verbürgen, daß er morgen vor dem Richter erscheint,“ wagte Liselle einen Vorstoß, doch die Miene des Hauptmannes zeigte deutlich, daß er diesem Vorschlag nicht zustimmen würde.
„Das kann ich nicht zulassen, das ist gegen das Gesetz,“ erklärte er bestimmt, doch Liselle sah in seinen Augen, daß er log.
„Kann man denn da gar nichts machen?“ fragte sie und setzte einen flehenden Gesichtsausdruck auf.
„Tut mir leid, doch solange Ihr die Gesetze nicht ändern könnt, bleibt er wo er ist!“ erklärte der Hauptmann bestimmt.
„Nun gut, dann laßt mich ihn wenigstens sehen,“ bat Liselle höflich.
„Das sollt Ihr,“ versprach er und rief den Gardisten wieder herein. „Bringt diese junge Dame in den Kerker und laßt sie mit diesem Halbelfen sprechen.“
„Wie Ihr befehlt, Hauptmann,“ der junge Gardist salutierte erneut und wandte sich zu Liselle. „Folgt mir bitte.“
„Habt Dank, Hauptmann Gerdenfels. Ich wünsche und bete, daß Euer Sohn bald wieder wohlbehalten auf den Beinen ist,“ sagte Liselle mitfühlend bevor sie dem Gardisten folgte.

Freitag, Mai 27, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (3)

(dritter Teil)

Als Liselle und Zoe fertig waren mit ihrem Abendessen, gesellte sich Andra zu ihnen. Die Zwergin hatte, nachdem sie von Liselle aus dem Schlaf gerissen worden war, erst einmal in aller Ruhe ausgeschlafen und war dann ihren Geschäften nachgegangen.
„Sag mal, wo habt ihr Nurti und Fayt gelassen?“ fragte die Zwergin und schaute die beiden Mädchen fragend an.
„Keine Ahnung, Nurti wollte sich mit Fayt ein wenig die Stadt anschauen,“ meinte Zoe und zuckte die Schultern.
„Aber eigentlich sollten die beiden schon wieder zurück sein, es ist schon fast dunkel draußen,“ bemerkte Liselle abwesend. In ihr regte sich das leise Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Ambosch trat an den Tisch, um das Geschirr abzuräumen.
„Sieht Nurti gar nicht ähnlich, zu spät zum Essen zu kommen,“ stimmte Andra zu.
„Nurti treibt sich bestimmt wieder im Bordell Torhaus herum, da war er letztes Mal ja auch fast drei Tage lang,“ sagte Ambosch, der ihr Gespräch mitbekommen hatte.
„Wie bitte?“ Liselle schaute ihn fragend an.
„Ja, als er mit Andra auf dem Weg nach Gareth war ist er dort hängen geblieben,“ führte Ambosch aus.
„Was soll er denn jetzt da?“ Liselle schaute ihn verwirrt an.
„Vielleicht ist er mit Fayt hingegangen um es ihm zu zeigen. Würde dem Kerl mal gut tun,“ gab Zoe spitz von sich und Liselles Gefühl, daß hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, wurde stärker.
„Ich hab das Gefühl, den beiden ist etwas passiert,“ teilte sie Andra und Zoe ihre Befürchtung mit. „Irgendwie stimmt hier etwas nicht.“
„Was Nurti auf seiner Reise nach Gareth im Bordell gemacht haben mag, interessiert mich auch nicht. Aber es sieht ihm ganz und gar nicht ähnlich, jetzt, wo er in dir eine Gefährtin gefunden hat, so einen Ort aufzusuchen,“ überlegte Zoe laut.
„Ambosch, kannst du mir den Weg dorthin beschreiben?“ wandte sich Liselle sich an den Zwergenwirt.
„Aber sicher,“ Ambosch erklärte ihr auch prompt, wie sie zum Bordell Torhaus gelangen konnten.
„Kommst du mit Zoe?“ wollte Liselle von ihrer Freundin wissen.
„Sicher, ich lasse dich bestimmt nicht abends alleine durch die Stadt laufen!“
„Dann laß uns gehen,“ Liselle stand vom Tisch auf. „Was ist mit dir, Andra?“
„Ich bleibe hier, ihr beiden macht das schon,“ entgegnete die Zwergin ungerührt.
„Bis nachher dann,“ Liselle und Zoe verließen die Taverne und machten sich auf den Weg zum Bordell am Torhaus. Ambosch hatte ihnen eine gute Wegbeschreibung gegeben und Liselles Orientierungssinn tat sein übriges, so daß sie sich nicht verliefen.

Die beiden gingen durch breite Straßen, die gesäumt waren von alten Häusern, hinter deren Fenster warmes Licht auf die Straße fiel. Erstaunlich viele Schmieden befanden sich unter den zahlreichen Handwerksstätten, auf die saubere Schilder hinwiesen. Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie das Haus, welches ihnen Ambosch beschrieben hatte, erreichten.
„Laß mich mal,“ Zoe schob Liselle beiseite und klopfte energisch gegen die Tür aus starkem Eichenholz. Eine kleine Klappe öffnete sich in dem ein Gesicht erschien, dessen Augen stark geschminkt waren.
„Was wünscht Ihr?“ wurden Liselle und Zoe gefragt, die Unbekannte war offensichtlich nicht sehr begeistert zwei Mädchen anstelle der erwarteten Kundschaft vor ihrer Tür zu sehen.
„Wir suchen zwei Freunde von uns und es wäre sehr nett von Euch, wenn Ihr zwei Eurer Schwestern aushelfen könntet,“ log Zoe ungeniert. Das Gesicht in der Klappe verzog sich zu einem erstaunten Lächeln und die Türe öffnete sich.
„Ja, die beiden waren hier gewesen,“ bestätigte die Unbekannte, die sich als Betreiberin des Hauses entpuppte, den beiden Mädchen, nachdem sie die Tür geöffnet hatte und von Zoe eine Beschreibung von Elrond und Fayt erhalten hatte. „Der Halbelf mit den schwarzblauen Haaren hat für seinen Freund, den Hünen, bezahlt und ist dann gegangen. Doch mit dem Großen war irgendwas nicht in Ordnung. Der war komisch, sagen meine Mädels.“
„Komisch? Was war denn mit ihm los?“ erkundigte Zoe sich neugierig.
„Wißt Ihr, er hat meine beiden besten Mädchen bekommen, doch er wollte einfach nicht sondern ist fast aus meinem Haus geflüchtet. Also das passiert hier wirklich sehr selten, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt,“ Entrüstung lag auf dem Gesicht der stark geschminkten Frau, der man ansah, daß ihre besten Jahre bereits hinter ihr lagen. Sie raffte ihren leichten Morgenmantel vor der Brust zusammen und rief nach einem jungen Mädchen namens Nelina.
„Nelina, erklär unseren beiden Schwestern doch bitte, was mit dem großen Mann war, der mit Nurti herkam,“ bat sie das junge Mädchen.
„Nun ja, er war ein wenig schüchtern und wir dachten uns erst nichts dabei. Schließlich sind die meisten Männer bei ihrem ersten Besuch nicht anders,“ Nelina lachte kokett. „Doch er war unseren Bemühungen überhaupt nicht zugänglich, sondern rannte fast aus dem Haus. Geradewegs so, als könne er nicht schnell genug von hier wegkommen.“
„Wißt Ihr, wo er hingelaufen ist?“ fragte Liselle.
„Nein, aber einer unserer Gäste ist ihm wohl nachgegangen. Die beiden sind in Richtung Stadttor gegangen. Das ist alles, was ich Euch sagen kann,“ Nelina zuckte bedauernd mit den Achseln.
„Ihr habt uns sehr weiter geholfen,“ bedankte Zoe sich.
„Gerne geschehen. Ist denn dieser Hüne ein Freund von Euch?“ Nelina schaute die beiden Mädchen neugierig an.
„Unser Reisegefährte,“ seufzte Liselle. „Er hat eine Tendenz dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen.“
„Ich hoffe, er hat nichts dummes gemacht. Er schien ein netter Kerl zu sein, auch wenn er mit uns nichts anzufangen wußte.“
„Das hoffe ich auch. Habt Dank, wir müssen weiter,“ Zoe zog Liselle am Ärmel aus dem Haus.
„Und wie sollen wir die beiden jetzt finden, wenn sie sich hier getrennt haben?“ Liselle sah ihre Freundin an, doch die zuckte auch nur mit den Schultern.
„Gehen wir doch einfach in Richtung Stadttor und schauen mal, ob wir vielleicht eine Taverne sehen, wo sie sein könnten,“ schlug Zoe vor.
„Etwas anderes wird uns auch gar nicht übrig bleiben,“ stimmte Liselle zu und die beiden machten sich auf den Weg.

Donnerstag, Mai 26, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (2)

(zweiter Teil)

Nachdem Liselle das Schnitzmesser aus ihrem Zimmer geholt und von Ambosch einen kleinen Holzklotz, den sie für ihr Vorhaben als tauglich befand, erhalten hatte, trat sie auf den Hof und fand Zoe auf einer Bank in der Sonne sitzend vor.
„Was ist denn nun los mit euch beiden?“ fragte Liselle mitfühlend als sie sich neben Zoe auf die Bank setzte.
„Fayt, ich verstehe ihn einfach nicht,“ seufzte Zoe.
„Warum denn jetzt schon wieder nicht?“ Liselle begann mit der Bearbeitung des kleinen Holzklotzes. „Wo seid ihr überhaupt einquartiert, daß ich dich erst jetzt sehe?“
„Ach, das hast du gestern ja gar nicht mehr mitbekommen, aber dieser knurrige alte Zwerg wollte uns nicht hier haben und da sind Fayt und ich kurzerhand in den Letzten Krambold gezogen, ungefähr fünfhundert Schritt die Straße hinunter. Also, für einen Zwergen, der in einer Stadt zusammen mit Menschen lebt, ist er ihnen ja ganz schön mißtrauisch gesonnen. Obwohl, ich habe hier ziemlich viele Zwerge gesehen,“ erzählte Zoe.
„Mein Lehrer hat mir erzählt, der Name Angbar leitet sich von Angbarosch her. In der Stunde habe ich auch ausnahmsweise mal aufgepaßt,“ Liselle mußte bei der Erinnerung an das verzweifelte Gesicht ihres hageren Hauslehrers, der sich redlich darum bemüht hatte, seiner sprunghaften Schülerin die Geschichte des Mittelreiches näher zu bringen, leise lachen.
„Wer oder was ist ein Angbarosch?“ Zoe schaute sie verwirrt an.
„Also, mein junges Fräulein, Ihr kennt die Geschichte nicht, wie Angbar zu seinem Namen kam?“ Liselle stand auf und drohte Zoe mit erhobenem Zeigefinger, ihre Augen funkelten dabei schelmisch.
„Nein, kenne ich in der Tat nicht,“ Zoe kicherte bei dem Anblick ihrer Freundin.
„Nun denn, wohledles Fräulein, dann lauschet mir aufmerksam, denn ich werde Euch berichten, wie Angbar seinen Namen bekam. Angbarosch, der erste Hochkönig der Zwerge, ist der Namensgeber dieser Stadt. Er galt als Mann des Ausgleichs mit großen Rechten und einem noch höheren Auftrag, namentlich die Konflikte mit den Menschen zu einem Ende zu bringen, auf welche Weise auch immer. Die im Kosch ansäßigen Zwerge und die hier siedelnden Menschen verband mehr eine aufrichtige Zuneigung denn eine Feindschaft. Diese wachsende Freundschaft sollte sich in den folgenden Jahren vielfach bewähren als die Trollkriege und der erste Zug der Oger das Reich in schwere Bedrängnis brachte und die Siedler der Provinz Kosch ganz auf den Schutz durch die Zwerge angewiesen waren. Angbarosch, wenn auch mit bitterem Widerstand der Amboßzwerge, zum Hochkönig berufen, erfüllte seinen Auftrag gewissenhaft. Statt die momentane Schwäche der Menschen auszunutzen und die Heere der Angroschim gen Bosparan zu führen und somit das geschwächte Kaiserreich zu zerschlagen, nahm er die Verhandlungen mit dem Friedenskaiser Arn auf und erreichte eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung. Die Angroschim erhielten die Berg- und Landrechte und die Menschen durften Flußauen und Lichtungen besiedeln. Um des großen Hochkönigs und seinen Leistungen zu gedenken, gab man dem kleinen Dorf, in welchem die Verhandlungen stattfanden, den Namen Angbar. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich aus dem kleinen Ort eine Stätte des Handels und des Austausches von Wissen zwischen den Zwergen und den Menschen, Angbar wuchs zu einer Stadt, in denen beide Rassen friedlich zusammenleben,“ dozierte Liselle mit getragener Stimme während sie, ihren Lehrer imitierend, mit auf dem Rücken verschränkten Händen vor Zoe auf und ab stolzierte. „So denn, habt Ihr noch Fragen, mein Kind?“
„Kein Wunder, daß du so selten aufgepaßt hast,“ brachte Zoe noch hervor bevor sie lachend losprustete. Liselle fiel in das Lachen ihrer Freundin ein und setzte sich wieder.
„Nach dem kleinen Ausflug in meine mageren Geschichtskenntnisse kannst du mir nun erzählen, wo dein Problem mit Fayt liegt,“ meinte Liselle, nachdem sich die beiden Mädchen von ihrem Lachanfall erholt hatten.
„Wo war ich denn stehen geblieben?“ Zoe runzelte kurz die Stirn. „Richtig, da war ich. Nachdem Fayt und beschlossen hatten, ein Doppelzimmer im Letzten Krambold zu beziehen, wollte ich bummeln gehen. Wer weiß, wie lange wir hierbleiben und die Möglichkeit wollte ich nutzen. Also sind wir zum Neumarkt gegangen, wo ich am Stand eines Händlers einen schönen Ring entdeckt habe, der natürlich für mich viel zu teuer war. Ich dem Händler ein wenig schöne Augen gemacht in der Hoffnung, daß er ihn mir dann billiger läßt. Doch der meinte nur, wenn ich kein Geld hätte, dann solle ich mir welches verdienen, denn das würde mir bei meinem Aussehen ja sicherlich nicht schwer fallen,“ erzählte Zoe.
„Oh, das war aber ziemlich eindeutig.“
„In der Tat. Nun, als Fayt dies hörte, stellte er den Händler zur Rede, wie er denn mit einer Dame von Stande sprechen würde. Der Händler gab zurück, daß ich ja nun nicht gerade wie eine Dame von Stande aussehen würde und so gab ein Wort das andere. Es wäre fast zu einem Handgemenge gekommen, wenn ich Fayt nicht zurück gehalten hätte,“ fuhr Zoe in ihrer Erzählung fort.
„Also, das finde ich aber auch unverschämt. Du siehst ja nun wirklich nicht aus wie eine Bauernmagd! Dein Kleid, wie du geschminkt und frisiert bist spricht ja wohl für sich,“ entrüstete sich Liselle.
„Naja, wie eine Bauernmagd wohl nicht, es sei denn Bauernmägde tragen neuerdings mit Nieten beschlagene Lederwämse,“ erwiderte Zoe. „Ich hatte meine Reisekleidung noch an.“
„Oh, darin würde ich wohl auch Zweifel haben ob deiner Damenhaftigkeit,“ Liselles Augen blitzten schelmisch.
„Ich und eine Dame von Stand? Wo du doch erst meinen Titel erfun- ...“ doch weiter kam Zoe nicht, da Liselle sie warnend anstieß und den Finger vor ihre Lippen hielt. Gerade noch rechtzeitig bevor Zoe ihr Geheimnis verraten konnte, denn Elrond hatte den Hof betreten.
„Was macht ihr denn schönes hier draußen?“ fragte er als er zu ihnen trat.
„Frauengespräche!“ antworteten die beiden wie aus einem Mund und warfen Elrond einen unschuldigen Blick zu. Liselle stand auf und schmiegte sich an ihn.
„Es tut mir leid, mein Lieber, doch im Moment störst du hier,“ sagte sie mit einem entwaffnenden Lächeln.
„Ich wollte gerne mit dir zum Angbarer See gehen,“ erwiderte er und in seinem Gesicht lag Enttäuschung.
„Laß uns doch morgen früh gehen, dann haben wir den ganzen Tag dort,“ schlug sie vor. „Wie wäre es, wenn du statt dessen Fayt suchst und mit ihm ein wenig Angbar erkundest?“
„Fayt findest du im Letzten Krambold, eine Taverne fünfhundert Schritt die Straße hinunter,“ warf Zoe hilfsbereit ein.
„Mir wird ja wohl nichts anderes übrig bleiben,“ Elrond verzog mißmutig das Gesicht, küßte Liselle und ging schmollend von dannen.
„Puh, das war aber knapp! Fast hätte er dein Geheimnis mitbekommen,“ sagte Liselle, nach Elrond verschwunden war.
„Das war wirklich knapp,“ stimmte Zoe ihr zu.
„Doch erzähl weiter,“ bat Liselle und nahm ihre Schnitzerei wieder auf.
„Nun, wir sind dann zurück gegangen zur Herberge, ich habe mich umgezogen und zusammen waren wir dann Wein trinken. Er taute förmlich auf erzählte so angeregt von seinem Leben, daß ich wirklich dachte, es wäre soweit, daß man zum nächsten Schritt übergehen könnte.“
„Und? Habt ihr ...?“ Liselle ließ die Frage so offen stehen.
„Nein, haben wir eben nicht!“ energisch schüttelte Zoe den Kopf. „Kaum zurück auf unserem Zimmer legt der sich auf den Fußboden, wickelt sich in seinen Schlafsack, wünscht mir eine geruhsame Nacht und schläft! Kannst du dir das vorstellen?“ fragte Zoe empört. „Und es wird noch besser. Heute morgen nach dem Frühstück waren wir am Ufer des Angbarer Sees und da redet der Kerl nicht mal mit mir!“
„Wie, ihr habt euch die ganze Zeit angeschwiegen oder sie soll ich das verstehen?“
„Ganz genau. Bootfahren, was wir ja eigentlich vorhatten, war dann doch etwas teuer. Die wollen da fünf Dukaten für haben, stell dir das mal vor! Naja, wir saßen also zusammen auf einer kleinen Bank am Ufer und der hat die ganze Zeit nicht ein Wort gesagt. Kein Einziges!“ Das wurde mir dann irgendwann zu dumm und ich bin zurück gegangen, er natürlich hinter mir her. Ich wollte einfach mit dir darüber sprechen,“ mit ausholenden Gesten machte Zoe ihrem Unmut Luft.
„Das verstehe ich auch nicht, du bist doch nun wirklich alles andere als häßlich und du beißt auch nicht.“
„Allmählich kommen mir Zweifel, ob das überhaupt noch einen Sinn macht, mich um ihn zu bemühen,“ seufzte Zoe. „Dabei haben mich heute so einige junge Männer bewundernd angeschaut als wir da so auf dieser Bank saßen.“
„Dann laß Fayt doch Fayt sein. Schließlich gibt es ja noch mehr Männer,“ riet Liselle ihrer Freundin.
„Das ist wahrscheinlich wirklich das Beste. Er will mich ohnehin nicht, warum also wegen ihm den Kopf hängen lassen!“ beschloß Zoe und ihre Augen funkelten kampflustig.

Die beiden Mädchen hatten den Nachmittag durch bis in den frühen Abend im Hof auf der Bank gesessen und miteinander geredet während Liselle aus dem kleinen Holzklotz einen schlichten Holzbecher gefertigt hatte. Sie verzierte ihn noch mit einem einfachen Wellenband am Rand und einem Namen unten, glättete das Holz mit nassem Sand und färbte die Verzierungen mit blauer Tinte bevor sie ihr Werk am Ende mit Wachs polierte, so daß Wasser dem Becher nichts anhaben konnte.
„Seit wann interessiert du dich eigentlich für Holzbearbeitung und für wen ist der Becher gedacht?“ erkundigte sich Zoe neugierig.
„Seitdem ich auf dem Weg hierher das Pfeifchen für Grimmbart geschnitzt habe, mir bringt das irgendwie Vergnügen. Man kann vor allem dabei reden und die Hände haben dennoch etwas zu tun,“ erklärte Liselle und räumte ihre Utensilien zusammen. „Laß uns reingehen, ich möchte meine Sachen nach oben bringen und dann essen, ich habe Hunger.“
„Gute Idee,“ stimmte Zoe ihr zu und erhob sich.

„Meister Ambosch, habt Ihr eine Minute Zeit für mich?“ fragte Liselle den Zwerg, der geschäftig hinter seinem Tresen werkelte.
„Ja, für dich habe ich eine Minute,“ Ambosch schaute zu ihr hoch. „Was gibt es denn? Ist mit dem Zimmer etwas nicht in Ordnung?“
„Nein, nein, mit dem Zimmer ist alles bestens,“ beschwichtigte Liselle und stellte den Holzbecher auf den Tresen. „Ich habe lediglich ein kleines Geschenk für Euch.“
Ambosch nahm den Becher in die Hand, betrachtete ihn von allen Seiten und warf Liselle einen anerkennenden Blick zu.
„Du bist in der Tat ein erstaunliches Mädchen, das ist ja ganz ordentlich gearbeitet. Du hast Talent dafür wie es scheint,“ lobte er Liselle, die daraufhin ein wenig rot wurde.
„Gefällt er Euch? Ich habe das Vergnügen an der Arbeit mit Holz und Messer auf dem Weg von Gareth hier hin entdeckt und wollte Euch eine kleine Freude machen,“ erklärte Liselle fast schüchtern.
„Oh, das hast du ganz gewiß, Mädchen,“ Ambosch strahlte sie an und holte eine Flasche hervor, die Liselle seltsam bekannt vorkam. „Darauf trinken wir aber erst mal einen!“
„Damit ich den ganzen nächsten Tag wieder im Bett verbringe?“ Liselle mußte beim Anblick von Ambosch, der schwungvoll seinen Becher füllte, schmunzeln.
„Nein, nein, nur einen kleinen Schluck. Wir müssen den Becher ja schließlich einweihen,“ er tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Wir machen auch halbe, halbe.“
Er trank den gefüllten Becher zur Hälfte leer und schob ihn dann mit einem aufmunternden Kopfnicken zu Liselle hinüber.
„Uff, das Zeug brennt vielleicht. Aber es hat einen richtig angenehmen und guten Nachgeschmack,“ meinte Liselle, nachdem das Brennen in ihrer Kehle nachgelassen hatte.
„Ich brenne ihn ja auch selber!“ sagte Ambosch mit Stolz in der Stimme. „Jetzt setz dich zu der anderen Menschenfrau, deiner Freundin da. Ich bringe euch dann gleich etwas zu essen.“

Mittwoch, Mai 25, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (1)

(erster Teil)

29 n. Hal - 12. Tag im Monat des Peraine

Obwohl es draußen noch dunkel war, verriet das leise Zwitschern der Vögel, daß die Dämmerung nicht mehr fern war. Doch Liselle nahm die kleinen Boten des herannahenden Tages nicht wahr, denn ihr Kopf schmerzte entsetzlich und ihr war übel. Vorsichtig setzte sie sich auf, doch das brachte ihr keine Linderung der Qual. Im Gegenteil, die Übelkeit wurde stärker und Liselle schlug die Hände vor den Mund, sprang ungeachtet des wüsten Pochens hinter ihren Schläfen aus dem Bett und stürzte zum Waschtisch. Geräuschvoll erbrach sie sich in die Waschschüssel bis ihr Magen schmerzte und ihr die Kehle brannte.
„Wo bin ich hier eigentlich? Und wieso ist es dunkel draußen?“ wunderte sie sich und ihr Blick fiel in den Spiegel. Was er ihr zeigte, gefiel ihr überhaupt nicht. Aus dem dicken Zopf, zu dem sie ihre Haare gestern gebunden hatte, lösten sich Strähnen und sie war leichenblaß. Allmählich kam ihre Erinnerung zurück. Sie war mit Elrond gestern um die Mittagszeit vorgegangen zum „Goldenen Esel“, der Taverne Amboschs, Andras Bruder. Elrond kannte ihn bereits, er war auf seinem Weg von Thorwal nach Gareth einmal hier gewesen. Ambosch hatte den Schützling seiner Schwester Andra sofort wieder erkannt und als Elrond ihm Liselle, seine Verlobte, vorgestellt hatte, milderte sich auch der mißtrauische und ablehnende Ausdruck in seinen Augen. Er hatte Elrond und Liselle an einen Tisch gebeten und ihnen zwei große Becher hingestellt.
„Jetzt trinken wir erst einmal einen Begrüßungsschnaps,“ hatte Ambosch verkündet und die Becher mit einer goldschimmernden Flüssigkeit gefüllt, seinen Becher erhoben und ihnen zugeprostet. Liselle hatte ratlos zu Elrond geschaut, sie wußte nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Der hatte seinen Becher erhoben, ihr zugenickt und ihn in einem Zug ausgetrunken wie Ambosch auch. Liselle war nichts anderes übrig geblieben, als es ihnen gleichzutun. Der Schnaps hatte sich wie flüssiges Feuer ihre Kehle hinunter gebrannt und Liselle schossen die Tränen in die Augen während sie gleichzeitig heftig husten mußte.
„Menschen,“ hatte Ambosch ausgerufen, gegrinst und ihre Becher wieder gefüllt.
„Aber nur noch den einen,“ Elrond hatte ebenso husten müssen wie sie auch. Auch als sie den zweiten Becher in einem Zug geleert hatten, fing er wieder an zu husten. Doch Liselle, vorgewarnt durch den ersten Becher, hatte sich besser im Griff gehabt und weder gehustet noch das Gesicht verzogen, während sich das flüssige Feuer erneut einen Weg ihre Kehle hinunter gebahnt hatte. Ihre Selbstbeherrschung hatte ihr einen bewundernden Blick des Zwerges eingebracht, der ihre Becher ein weiteres Mal gefüllt hatte bevor sie auch nur daran denken konnten, zu protestieren.
„Dasch isch aba dann der lesse!“ man hatte Elronds genuscheltem Protest sehr deutlich angehört, daß der Zwergenschnaps bei ihm Wirkung zeigte. Und wieder hatten sie den Schnaps geleert. Das war dann auch das letzte, woran Liselle sich einigermaßen klar erinnern konnte. Was danach passiert und wie sie in dieses Zimmer gekommen war, entzog sich ihrem Erinnerungsvermögen wie Aale den Händen eines Fischers. Sie öffnete die Tür des Zimmers und schaute auf den Gang, es sah so aus, als wenn sie in einem Gasthaus wäre. Sie fühlte sich immer noch elend, als sie die Treppe in den Schankraum hinunter ging und ihr Körper fühlte sich an, als ob sie auf großen Steinbrocken geschlafen hätte.

„Mädchen, du siehst aber gar nicht gut aus,“ erklang eine dunkle, brummige Stimme. Liselle schaute nach unten und erkannte Ambosch.
„Ich fühle mich auch alles andere als gut. Hast du Andra bereits gesehen?“ fragte sie, das schmerzhafte Pochen ihrer Schläfen mehr schlecht als recht ignorierend.
„Die ist in ihrem Zimmer, direkt gegenüber von deinem,“ mit einem Schmunzeln auf seinem Gesicht gab Ambosch die gewünschte Auskunft.
„Danke, wir sehen uns nachher sicherlich noch,“ Liselle drehte sich um und ging die Treppe wieder hoch.
„Andra? Ich bin es, Velvet! Bist du wach?“ sie klopfte an die Tür, die gegenüber ihres eigenen Zimmers lag. Sie hörte, wie Andra sich der Türe näherte. Als die Zwergin die Tür öffnete, hingen ihr die langen weißen Haare ins Gesicht und sie kniff die Augen zusammen.
„Was ist denn?“ murmelte sie verschlafen.
„Mir ist elendiglich flau, mir ist übel und mein Kopf fühlt sich an, als würde ein kleines Männlein mit einem Hammer darin herum wüten,“ Liselle schaute Andra flehentlich an. „Hast du nicht irgendein Mittel dafür?“
„Warte einen Moment,“ brummte Andra, wühlte kurz in ihrem Rucksack und kehrte mit zwei kleinen, unscheinbaren Tonphiolen zurück. „Hast du dich schon übergeben?“
„Oh ja, wie noch nie in meinem Leben zuvor,“ stöhnte Liselle, während sie begleitet von Andra in ihr eigenes Zimmer ging und das Fenster aufriß.
„Was ist denn hier los?“ stöhnte Elrond, umfaßte seinen Kopf mit beiden Händen und schaute Andra aus rotgeränderten Augen an.
„Hat er sich schon übergeben?“ verhörte Andra Liselle.
„Nein, hab ich nicht. Will ich auch nicht!“
„Mach das, ist besser. Sonst wirkt der Trank nicht!“ wies Andra ihn an. Elrond quälte sich aus dem Bett und Liselle flüchtete auf den Gang, wo sie abwartete, bis die Geräusche aus dem Zimmer verklungen waren.
„So, ihr beide schlaft am besten noch den Rest von eurem Rausch aus. Und ich geh jetzt auch wieder schlafen. Du hast übrigens noch deine Lederrüstung an, Liselle. Was in Angroschs Namen hat euch bloß geritten, mit Ambosch seinen Selbstgebrannten zu trinken?“ kopfschüttelnd verschwand Andra wieder in ihrem eigenen Zimmer und schloß die Tür.
Liselle hatte den Inhalt ihrer Tonphiole in einem Zug geleert und kroch wieder ins Bett. Es war ihr egal, daß sie die Krötenhaut noch trug. Ihr tat ohnehin jeder Knochen weh und sie wollte nur noch schlafen.

Als Liselle erneut die Augen aufschlug, war es bereits hell draußen und das Geräusch von hektischem Treiben auf der Straße drang durch das geöffnete Fenster. Sie versuchte, sich zu strecken, um ihrem schmerzenden Körper ein wenig Linderung zu verschaffen. Doch die Krötenhaut schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein, also stand sie auf, löste die Schnallen und quälte sich danach umständlich aus der wattierten Unterkleidung. Ihre Kopfschmerzen und die Übelkeit waren verschwunden. Sie beschloß, Elrond schlafen zu lassen und suchte leise frische Kleidung und die Seife aus ihrem Rucksack. Dann verließ sie das Zimmer und ging nach unten in den Schankraum.
„Meister Ambosch, habt Ihr ein Badehaus hier?“ sprach sie den Wirt auf Rogolan an, der damit beschäftigt war, seinen Tresen zu wischen.
„Du sprichst Rogolan?“ erstaunt hielt der Zwerg in seiner Arbeit inne. „Sehr erstaunlich. Verträgst meinen Schnaps besser als dein Zukünftiger und sprichst dazu noch meine Sprache! Und das Bad befindet sich hinten auf dem Hof. Soll ich das Wasser heizen lassen?“
„Nein danke, ich möchte so schnell wie möglich wieder sauber werden,“ Liselle lächelte den Zwerg an, in dessen Blick nun nichts mehr von dem Mißtrauen lag, das sie gestern noch wahrgenommen hatte.
„Dann wasch dich mal. Soll ich schon mal was leichtes zum Frühstück für dich vorbereiten lassen?“
„Oh, das wäre wirklich liebenswert von Euch,“ Liselle setzte Ambosch ihrem strahlendsten Lächeln aus und der Zwerg zwinkerte ihr zu.

Das kalte Wasser hatte Liselle vollends munter gemacht und gut gelaunt kam sie aus dem Bad spaziert. Im Schankraum sah sie Elrond an einem Tisch sitzen, ihm ging es wohl noch nicht so gut wie ihr.
„Morgen, mein Lieber,“ sagte sie gut gelaunt und küßte ihn. „Uff, geh dich waschen! Hier hast du die Seife!“
„Jetzt? Muß das sein?“ brummte er.
„Ja, allerdings jetzt!“ gab Liselle energisch zurück und stupste ihn an.
„Ist ja gut, ich geh ja schon,“ er nahm die Seife, die Liselle ihm unter die Nase gehalten hatte, und verschwand murmelnd in Richtung Badehaus.
„Hier Mädchen, iß etwas Ordentliches,“ Ambosch stellte kräftiges Brot, leichten Käse, ein wenig Wurst und Obst sowie einen Becher Tee vor ihr auf den Tisch.
„Habt Dank,“ sagte Liselle und fiel wie ein ausgehungerter Wolf über das Frühstück her, von dem dann auch nicht mehr viel übrig war, als Elrond eine Viertelstunde später ebenfalls frisch gewaschen aus dem Badehaus zurückkehrte. Er setzte sich zu ihr und Ambosch brachte ihm ein ebenso üppiges Frühstück wie kurz zuvor Liselle. Da betrat Zoe den Schankraum, schaute sich kurz um und steuerte dann zielstrebig auf den Tisch der beiden zu.
„Guten Morgen ihr zwei. Weilt ihr auch wieder unter den Lebenden?“ in Zoes Stimme lag leichter Spott.
„Danke dir, mir geht es wieder gut,“ antwortete Liselle und lehnte sich zurück.
„Ihr habt ja auch lange genug geschlafen.“
„In der Tat, dieses Zeug, welches Ambosch uns da eingeschenkt hat, hat es wirklich in sich,“ bei dem Gedanken daran schüttelte sich Liselle. „Wieso ist denn Fayt nicht bei dir?“
„Genau darüber wollte ich mit dir reden, deswegen bin ich hier,“ der Ärger in Zoes Stimme war nicht zu überhören. „Aber nicht hier.“
„Dann warte einen Moment, ich muß nur eben etwas aus meinem Zimmer holen,“ Liselle stand auf. „Wir treffen uns gleich im Hof.“

Dienstag, Mai 24, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel III

29 n. Hal - 10. Tag im Monat des Peraine

Es war Nachmittag, als die Karawane eine kleine Herberge zwei Meilen vor Angbar erreichte. Hier würden sie über Nacht bleiben bevor man morgen in aller Frühe zum Angbarer Markt weiterzog. Liselle stieg von Grimmbarts Wagen und streckte sich.
„Na, freuste dich auf ein Bad mit warmen Wasser?“ zog Grimmbart sie auf.
„Oh ja, das ist eine gute Idee und das von einem Zwergen,“ Liselle streckte ihm die Zunge raus und Grimmbart lachte.
„Wir können alle ein Bad vertragen,“ fügte Sven, der mittlerweile hinzugetreten, an. „Doch wir werden den Damen den Vortritt lassen.“
„Danke, sehr gütig von Euch,“ Liselle knickste übertrieben. „Wenn mich die Herrschaften dann bitte entschuldigen wollen, es wartet ein Bad auf mich.“
„Paß auf, daß du darin nicht einschläfst, wir wollen auch noch,“ Sven lachte gutmütig.
„Ich werde mir jemanden mitnehmen, damit das nicht passiert,“ Liselle zwinkerte.
„Schade, es wird sich dabei wohl nicht um meine Person handeln. Doch sehen wir uns nachher noch? Wir werden ja morgen in aller Frühe nach Angbar ziehen, da wirst du wohl noch schlafen,“ erkundigte sich Sven.
„Ja, nach dem Baden treffen wir uns dann im Schankraum,“ sagte Liselle zu. Dann ging sie Elrond suchen, der bereits ein Doppelzimmer für sie beide reserviert hatte, brachte mit ihm ihre Besitztümer nach oben und zog ihn dann ins Bad. Sie räumte es nur sehr widerwillig, doch auch andere wollten es noch benutzen und sie mochte es auch nicht den ganzen Abend für sich beschlagnahmen.
„Was machst du denn jetzt?“ fragte Elrond, als die beiden wieder in ihrem Zimmer waren und Liselle begann, Feder und Papier aus ihrer Umhängetasche zu kramen.
„Einen Brief schreiben.“
„Oh, dann will ich dich mal nicht dabei stören,“ Elrond küßte sie. „Ich gehe dann schon einmal nach unten. Kommst du dann nach?“
„Ja, ich wollte nur kurz meinen Eltern schreiben,“ erwiderte Liselle und zündete ein paar Kerzen an, es fing bereits an zu dämmern. Elrond verließ das Zimmer, leise die Tür hinter sich zu ziehend.

Liebe Mutter und lieber Vater,

es ist jetzt fünf Tage her, daß ich mit der Karawane aufgebrochen bin. Fünf Tage lang den ganzen Tag laufen und mich schmerzen die Füße immer noch. Auch wenn Elrond sie mir jeden Abend massiert hat, Blasen gelaufen habe ich mir trotzdem furchtbar viele. Die Männer, die zum Schutz der Karawane angeheuert worden sind, waren alle sehr nett. Ich bin ihnen bestimmt mit meinen vielen neugierigen Fragen auf die Nerven gefallen aber sie haben mir trotzdem von ihren Abenteuern und den Orten, die sie schon gesehen haben, erzählt und mir Ratschläge gegeben, wie ich mich am besten an diese fürchterliche Lederrüstung gewöhnen kann.

Doch laßt mich von vorne erzählen. Der erste Tag war der schlimmste, ich hätte nie geglaubt, daß Laufen so anstrengend sein kann. Andra hatte mir zwar einen Platz auf einem der Wagen besorgt, aber ich habe ihn Zoe überlassen weil sie viel mehr unter der ungewohnten Anstrengung gelitten hat als ich. Abends war ich dann so müde, daß ich direkt nach dem Essen einfach eingeschlafen bin.

Woran ich mich gar nicht gewöhnen mag ist das frühe Aufstehen. Wir sind immer vor Anbruch des Tages aufgebrochen. Unter den Männern der Karawane befindet sich auch ein Zwerg mit einem langen, rotblonden Bart, auf den er wohl sehr stolz zu sein scheint. Anders konnte ich mir seine entsetzte Reaktion auf meinen scherzhaften Vorschlag, doch ein paar hübsche Bänder hineinzuflechten, nicht erklären.

Zwerge sind wahrlich ein wunderliches Volk. Sie scheinen so brummig und eigenbrötlerisch, doch sie haben ein großes Herz. Von Grimmbart habe ich viel über die Angroschim, wie sie sich selber nennen, erfahren. Bei ihnen gibt es wesentlich mehr Männer als Frauen und oft kommen männliche Zwillinge oder gar Vierlinge vor, doch von weiblichen Zwillingen hat man noch nie gehört. Frauen jedoch sind bei ihnen hoch angesehen und oft sind sie die eigentlichen Machthaber. Sie schätzen ihre Frauen sehr hoch, doch ihre Kinder behandeln sie wie Schätze und die kleinen Angroschim besitzen die Freiheit, jeglichen Unsinn zu machen ohne drastische Strafen für ihr Treiben befürchten zu müssen. Da Geburten bei ihnen viel seltener sind als bei uns Menschen, wird jede Geburt mit einem rauschenden Fest gefeiert.

Ich wünschte, ich könnte die Geschichten ebenso gut erzählen wie ich sie von Grimmbart gehört habe. Er hat mir meinen Scherz mit den Schmuckbändern in seinem Bart wohl verziehen und mir sogar seinen Wagen überlassen als in der dritten Nacht ein fürchterliches Unwetter über uns hereinbrach. Ich wollte mich bei ihm erkenntlich zeigen, aber Münzen erschienen mir dafür nicht passend, er hätte sie wohl auch nicht angenommen. Er raucht gerne Pfeife, also habe ich mir Elronds Schnitzmesser ausgeliehen, seine Pfeife untersucht um herauszufinden, worauf es bei der Fertigung ankommt und bat Grimmbart ein paar Feilen. Doch mit seinem Werkzeug ist er sehr eigen, ich durfte es zwar benutzen, doch nur wenn ich auf damit auf seinem Wagen bliebe. So habe ich also den ganzen vierten Tag geschnitzt und gefeilt während Grimmbart mir die Geschichte seines Volkes näher brachte. Er zeigte sich richtig begeistert, daß ich des Rogolan mächtig bin und wir haben uns die ganze Zeit in seiner Sprache unterhalten. Er versteht sich wirklich darauf, einen mit seinen Schilderungen über den Jahrhunderte währenden Kampf der Angroschim gegen den selbsternannten Drachengott Pyrdacor in seinen Bann zu ziehen. Anscheinend hat ihn meine Dankesgeste der selbst gefertigten Pfeife gerührt, er lud mich auch für den letzten Tag ein, auf seinem Wagen mit zu fahren. Elrond war darüber nicht sehr begeistert. Grimmbart erzählte mir eine Geschichte, die sich vor ein paar hundert Jahren auf der Insel im Angbarer See zugetragen haben soll. Eine spannende Geschichte über eine Region, die das vorläufige Ziel der Reise ist, ist gleich noch einmal so interessant.

Wir sind jetzt in einem Gasthaus ungefähr zwei Meilen vor Angbar, wo wir Nachmittags angekommen sind. Ich habe endlich wieder ein warmes Bad genießen können und gleich werde ich in den Schankraum zu den anderen gehen. Die Männer der Karawane bleiben die Nacht auch noch hier und möchte mich gerne von ihnen verabschieden. Ich glaube, sie bedauern ein wenig, daß sich unsere Wege hier trennen werden. Als "Neulinge auf der Straße" boten wir fürwahr genug Anlaß für gutmütige Scherze. Rajan, der Anführer der Karawane, gestand mir sogar, daß er überrascht sei, daß wir die ungewohnten Strapazen so klaglos ertragen hätten. Bislang habe er nur schlechte Erfahrungen mit frisch gebackenen Reisenden gemacht. Auch ich bedauere, ohne die Karawane weiter reisen zu müssen, die Männer waren freundlich und haben mir auf meine neugierigen Fragen nach ihren Erlebnissen bereitwillig ihre Abenteuer erzählt. Wahrlich aufregende und manchmal auch sehr traurige Geschichten.

Morgen werden wir die letzten zwei Meilen nach Angbar laufen. Ich freue mich darauf, die Stadt zu erkunden und auch darauf, Andras Bruder kennen zu lernen, er besitzt eine Taverne in Angbar und lebt dort schon eine Weile. Macht Euch bitte keine Sorgen um mich, Ihr habt mich in gute Hände gegeben. Ich vermisse Euch und meine Brüder. Richtet den beiden bitte auch meine lieben Grüße aus.

In Liebe, Eure Tochter
Liselle

Liselle betrachtete die von ihr geschriebenen Zeilen noch einmal nachdenklich im Schein der Kerzen. Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. Sie ließ die Tinte trocknen bevor sie den Brief sorgfältig faltete und mit Siegelwachs verschloß. Dann verstaute sie ihn in ihrer Umhängetasche, sie würde ihn morgen in Angbar wegschicken. Sie löschte die Kerzen und verließ das Zimmer um im Schankraum mit den anderen noch einen Becher Wein zum Abschied zu trinken.

Montag, Mai 23, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel II (2)

(zweiter Teil)

Sie mußten nicht lange warten, bis sich die Karawane dann auch in Bewegung setzte. Anfangs fiel Liselle das Laufen noch leicht, doch je länger sie liefen, desto mehr schmerzten sie die Füße und desto schwerer wurde ihr Rucksack. Sie waren vielleicht drei Stunden gelaufen als Andra sie nach vorne zu sich rief.
"Wenn du nachher nicht mehr kannst weil dir die Füße weh tun, dann sag mir Bescheid. Ich hab einen Platz auf einem der Wagen für dich organisiert," flüsterte ihr Andra verschwörerisch zu. "Aber sag Nurti nichts davon."
"Danke, sehr lieb von dir. Und verlaß dich auf mich, ich werde ihm schon nichts davon sagen," flüsterte Liselle auf Rogolan zurück, denn sie hatte aus den Augenwinkeln gesehen, daß Elrond hinter ihr herkam.
"Was habt ihr beide denn da zu flüstern," fragte er mißtrauisch sobald er auf gleicher Höhe war.
"Frauensachen," log Liselle dreist und zwinkerte Andra zu.
"Aha," gab Elrond von sich und beäugte die beiden, die ihn unschuldig angrinsten.
"Und jetzt entschuldige mich bitte," sagte Liselle und ließ sich zu einem hochgewachsenen, kräftigen Mann mit kurz geschnittenem Bart und freundichen blauen Augen zurückfallen.
"Darf ich Euch etwas fragen?" sagte sie ein wenig schüchtern.
"Aber sicher," entgegnete er freundlich.
"Wie lange habt Ihr gebraucht, Euch an das da zu gewöhnen?" Liselle deutete auf sein Kettenhemd.
"Oh, das hat gedauert," er lachte und seine blauen Augen blitzten. "Eure Krötenhaut sieht noch sehr neu aus."
"Das ist sie in der Tat und sie war auch nicht meine Idee," seufzte Liselle und verdrehte die Augen.
"Aber sie wird Euch noch sehr nützlich sein, glaubt mir das. Die Straßen sind nicht immer allzu sicher und Vorsicht ist besser als Nachsicht."
"Da mögt Ihr recht haben. Aber sie ist so schwer und mir ist darunter so fürchterlich warm."
"Ihr werdet Euch daran gewöhnen. Es wird zwei, drei Monate dauern aber dann werdet ihr nicht mehr merken, daß Ihr sie überhaupt tragt. Ich habe fast sechs Monate gebraucht, bis ich mich das Kettenhemd gewöhnt habe. Und ich war damit in der Wüste Khom. Ich kam mir vor wie in einem Ofen darin," erzählte er freimütig.
"Ihr habt die Wüste Khom bereist?" Liselle schaute ihn neugierig an. "Mögt Ihr mir vielleicht davon erzählen?"
Er lachte gutmütig und begann ihr zu erzählen, was er dort erlebt hatte, wie die Menschen dort lebten und wie er die Begegnung mit einem gefährlichen Magier überlebt hatte. Fasziniert lauschte Liselle seinen farbenfrohen und lebhaften Schilderungen bis ein Ruf verkündete, daß es Zeit für die Mittagsrast war.
"Vielen Dank, Ihr habt mir wirklich auf sehr angenehme Weise die Zeit vertrieben. Darf ich nach Eurem Namen fragen?" bedankte sich Liselle.
"Man nennt mich Sven Björnson und Ihr, junge Lady?"
"Nennt mich Velvet und jetzt entschuldigt mich, ich muß mich unbedingt setzen," sagte sie und lächelte.
"Bleibt aber nicht zu lange sitzen, sonst sind wir nachher schon weg," er zwinkerte Liselle zu und brachte sie damit zum Lachen.

Als die Karawane anhielt, war Liselle froh, endlich ausruhen zu dürfen. Sie machte gerade Anstalten, ihren Rucksack abzuschnallen, da hielt Elrond ihre Hände fest.
"Nicht abnehmen. Wenn du ihn jetzt abnimmst, dann kriegst du ihn nicht mehr auf den Rücken. Ich kenne das schon," er lächelte sie liebevoll an. "Nimm meine Hände, ich stütze dich, und dann lehn dich gegen den Baum. Ich helf dir nachher auch wieder auf."
"Wäre nett, sonst sitze ich wahrscheinlich noch hier, wenn die Welt untergeht," Liselle grinste und ließ sich von Elrond helfen.
"Ich hole uns eben etwas frisches Wasser, wartest du bitte?" meinte er zu Liselle.
"Du bist gut, wo soll ich Schildkröte denn hinlaufen? Ich käme alleine wahrscheinlich nicht mal mehr hoch," Liselle lachte.
Als Elrond verschwunden war, ließen sich Zoe und Fayt bei ihr nieder und Grimmbart kam auf sie zu.
"Hallo Velvet, wo ist denn Eure Zwergin?"
"Ich weiß es nicht, sie müßte irgendwo hier herumlaufen. Soll ich ihr etwas ausrichten?"
„Nein, ich glaube nicht,“ er wandte sich um, sichtlich enttäuscht, überlegte es sich dann aber doch anders und setzte sich vor Liselle auf den Boden.
„Weißt du, es ist selten, daß man Zwergenfrauen auf Reisen trifft. Bei uns Zwergen gibt es viel weniger Frauen als Männer und sie gehen sehr selten von zu Hause weg. Und gar heilkundige Zwerginnen!“ erklärte Grimmbart ihr.
„Das wußte ich gar nicht. Wie viele Zwergenfrauen gibt es denn?“ erkundigte sich Liselle neugierig bei dem Zwergen.
„Auf vier, fünf Männer kommt ungefähr eine Frau. Und unter Zwergen auf Wanderschaft trifft man vielleicht unter hundert eine Zwergenfrau,“ führte Grimmbart aus.
„Oh, warum kann das bei Menschen nicht auch so sein?“ Liselle grinste Elrond an, der mit frischem Wasser zurück kehrte und die letzten Bemerkungen gehört hatte. Er schaute ein wenig finster.
„Einen schönen Bart habt ihr da,“ meinte Liselle zu Grimmbart.
„Ja, nicht wahr! Er benötigt auch viel Pflege,“ der Zwerg strich sich stolz über die rote Pracht.
„Hmm, aber ihm fehlt noch das gewissen Etwas. Wie wäre es mit ein paar hübschen blauen Bändern?“ neckte Liselle ihn. Der Zwerg schaute sie entsetzt an.
„Andra ist hinten bei den Wagen,“ informierte Elrond Grimmbart, der schützend die Hand über seinen Bart hielt.
„Vielen Dank,“ Grimmbart verschwand eilig in die angegebene Richtung und sie hörten ihn etwas von „Bänder im Bart, also wirklich“ murmeln.

Die Pause war für Liselles Geschmack viel zu kurz als auch schon der Ruf erscholl, daß weitergehen würde. Elrond half Liselle wieder auf die Füße und dann ging es auch schon weiter. Liselle ging neben Andra, Elrond im Schlepptau, der sie nicht aus den Augen ließ.
„Wo ist eigentlich Zoe?“ fragte Liselle, sie hatte ihre Freundin schon einige Zeit nicht mehr gesehen.
„Geht irgendwo da hinten,“ Andra gestikulierte mit der Hand in Richtung Karawenenschluß.
„Ich warte auf sie,“ beschloß Liselle und blieb stehen während die Karawane an ihr vorbeizog.
„Wie geht es dir?“ erkundigte sich Liselle bei ihrer Freundin, denn Zoe sah gar nicht gut aus.
„Mir tun die Füße weh, jeder Schritt fühlt sich an als würde ich auf Messerklingen treten, der Rucksack bringt mich um und ich schwitz mich halbtot unter diesem Lederding,“ schnaufte Zoe.
„Du Arme! Komm mit, ich hab da eine Idee!“ sie packte Zoe am Arm und zerrte sie ungeachtet der Proteste ihrer Freundin hinter sich her bis sie Andra eingeholt hatten.
„Andra, kann Zoe meinen Platz auf dem Wagen haben? Sie ist fast am Ende,“ fragte Liselle die Zwergin.
„Bist du sicher, daß du Zoe deinen Platz geben willst? Ich habe nur einen Platz organisieren können, daß hieße dann für dich, daß du weiterhin laufen müßtest,“ Andra musterte die beiden Mädchen.
„Ja, bin ich. Schau doch nur, Zoe kriegt ja kaum noch Luft. Ich kann bestimmt noch ein wenig laufen und wenn es gar nicht mehr geht, dann tausche ich halt mit ihr,“ beteuerte Liselle.
Plötzlich nahm ihr Elrond den Rucksack ab. Sie drehte sich verblüfft um und schaute ihn fragend an.
„Ohne Rucksack läuft es sich für dich leichter,“ er lächelte sanft.
Zoe wurde auf den Wagen gehoben, Liselle lief ohne die Last ihres Rucksackes neben her und erzählte ihrer Freundin, was sie über Zwergenfrauen und die Wüste Khom erfahren hatte. Sie fühlte sich gut, auch wenn ihre Füße schmerzten, und freute sich auf den Abend, wenn die Karawane endlich das Lager für die Nacht aufschlagen würde.

Sonntag, Mai 22, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel II (1)

(erster Teil)

29 n. Hal - 6. Tag im Monat des Peraine

„Geh weg, es ist ja noch dunkel draußen!“ knurrte Liselle und zog sich die Decke über den Kopf.
„Möchtest du noch einmal baden bevor wir losgehen? Wenn nicht dann laß ich dich noch eine halbe Stunde schlafen,“ sagte Elrond ruhig.
„Ich muß wirklich jetzt schon aufstehen?“
„Ja, wir müssen um kurz vor sechs da sein.“
„Na gut,“ brummte Liselle, kletterte aus dem Bett und nahm die Kleidung, die sie gestern bereits auf einem Stuhl zurecht gelegt hatte. „Ich bin dann baden.“

Das Bad war bereits geheizt worden und wohlig streckte sich Liselle in dem angenehm warmen Wasser. Plötzlich ergoß sich ein Strahl eiskaltes Wasser auf ihr Haupt.
„Was fällt dir ein!“ fauchte sie wütend.
„Gewöhn dich schon einmal daran, ab jetzt wird es nur noch kaltes Wasser zum Waschen geben,“ Elrond grinste bis über beide Ohren.
„Mach, daß du mir aus den Augen kommst!“ knurrte Liselle und warf einen Schwamm nach ihm, dem er allerdings geschickt auswich. „Raus hier!“
Durch den kalten Guß war Liselle das Vergnügen, sich in warmen Wasser zu aalen, gründlich vergangen und so beeilte sie sich. Nachdem sie in ihre schwarze Stoffhose geschlüpft war und ihre weinrote Bluse zugeknöpft hatte ging sie barfuß in ihr Zimmer. Sie war gerade dabei, warme Socken über ihre Füße zu streifen als Elrond das Zimmer betrat.
„Und, hast du dich jetzt entschlossen, die Krötenhaut zu tragen?“ fragte er und schaute sie durchdringend an.
„Ich zieh das nicht an.“
„Warum denn nicht? Es ist doch nur zu deinem Schutz,“ er trat auf sie zu und deutete über die Narbe, die quer über sein linkes Auge verlief. „Oder möchtest du irgendwann auch so aussehen wie ich?“
„Ach so, das Ding trägt man also vor dem Gesicht,“ erwiderte Liselle spitz.
„Hör mir zu,“ Elrond packte seine trotzige Liebste an den Schultern. „Ich habe bereits einmal ein Mädchen, daß ich geliebt habe, verloren. Hätte sie so eine Lederrüstung getragen, dann würde sie heute noch leben. Wenn sie dir zu schwer wird dann kannst du sie ausziehen, aber trag sie damit du dich daran gewöhnst.“
„Und ich darf sie ausziehen wenn ich nicht mehr mag?“ fragte Liselle schüchtern, sie hatte das kurze Aufblitzen von Schmerz in Elronds Augen gesehen als er ihr dies sagte.
„Darfst du. Wenn du nicht mehr kannst,“ wiederholte Elrond sanft. „Ich will dich nicht verlieren, deswegen will ich, daß du die Krötenhaut trägst.“
Liselle fielen keine stichhaltigen Argumente mehr ein, die dagegen sprachen, und sie konnte verstehen, warum er so darauf bestand. Also gab sie nach, auch wenn ihr der Gedanke, in so etwas Unbequemen herum zu laufen, nicht behagte.
„Dann hilf mir wenigstens mal da rein,“ verlangte sie und hielt ihm die verhaßte Lederweste hin.
„Moment, die kannst du nicht einfach so über deinem Hemd anziehen.“
„Warum denn nicht?“
„Weil du dir sonst alles wundscheuerst. Da gehört wattierte Unterkleidung drunter,“ er hielt etwas hoch, das aus gefüttertem Stoff gefertigt war und auch nicht bequemer als die Krötenhaut aussah.
„Wenn es denn sein muß,“ seufzte Liselle und streckte die Arme aus. Elrond half ihr in die Unterkleidung und in die Krötenhaut, zog die Schnallen fest und überprüfte den Sitz.
„Du meine Güte, ich fühle mich wie eine Schildkröte,“ stöhnte Liselle. „Darin kann ich mich ja gar nicht bewegen und ich komme mir albern vor.“
„Das kommt mit der Zeit, wenn du dich daran gewöhnt hast und das Leder weicher geworden ist,“ beruhigte Elrond Liselle, die sich kritisch im Spiegel beäugte. „Und albern siehst du nicht aus, eher verwegen.“
„Ach, hör auf zu grinsen,“ wider ihren Willen mußte Liselle bei ihrem Anblick ebenfalls grinsen. „Hilf mir lieber mit dem Waffengurt und dem Rucksack.“

Unten in der Halle war bereits die gesamte Familie versammelt so wie ein großer Teil des Personals als sich Liselle die Treppen hinabquälte. Auch Zoe war bereits da und bot einen ähnlichen Anblick wie sie selber. Sie hatte Elronds Lederrüstung an und schaute nicht sehr begeistert drein.
„Darin kann ich mich überhaupt nicht bewegen und ich fühl mich mehr hilflos als geschützt,“ vertraute Zoe ihrer Leidensgenossin an, die nur nickte.
Liselle verabschiedete sich mit den üblichen guten Wünschen und Ratschlägen von ihrer Familie. Von Heral bekam sie zu hören, daß sie das Kämpfen mit dem Rapier nicht vernachlässigen sollte, ihre Mutter gab ihr mit auf den Weg, sich zu benehmen, Lionel und seine Frau hielten ihr einen Vortrag über Tugend und ihr Vater ermahnte sie, auf Andra zu hören. Liselle warf noch einen letzten Blick zurück und winkte ihren Lieben zu. Das hieß, sie versuchte zu winken, doch dank der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit blieb es auch bei dem Versuch. Jetzt wurde es ernst für sie und sie wußte, sie würde ihre Familie lange Zeit nicht wiedersehen. Der Gedanke stimmte sie ein wenig traurig, doch ihre Freude und Neugier auf all die neuen Plätze und Städte, die sie kennenlernen würde, verdrängte ihre Traurigkeit rasch.

"Dieses Ding macht mich wahnsinnig und mir ist jetzt schon warm," zeterte Zoe als die Gefährten an der Taverne, von der aus die Karawane losziehen wollte, angekommen waren.
"Mir geht es auch nicht besser, ich frag mich warum ich heute morgen überhaupt gebadet habe," stimmte Liselle abwesend zu, sie beobachtete neugierig die Männer, die ihre Wagen zur Abfahrt bereit machten. Andra sprach mit einem hochgewachsenen Mann, der einfache aber robuste Kleidung trug und dessen schulterlanges, blondes Haar im Nacken zusammen gebunden war. Offensichtlich schien er der Verantwortliche zu sein, immer wieder wandten sich die Männer an ihn um dann seine Anweisungen schnell und routiniert auszuführen. Er schaute wiederholt zu Zoe und Liselle, in seinem Blick lag Mißbilligung.
"Überhaupt, schau dir mal diese Kerle an. Die sehen ja richtig wild aus und mit so etwas sollen wir reisen? Wer weiß, was die mit uns machen! Und warum müssen wir unbedingt laufen, wir hätten doch auch mit einer Kutsche fahren können," wetterte Zoe weiter, doch Liselle hörte nur mit einem halben Ohr zu, sie schaute sich fasziniert die Vorbereitungen an.
"Die haben bestimmt schon einiges erlebt," mutmaßte Liselle mit leuchtenden Augen.
"Jede Menge Schlägereien und halblegale Geschäfte würde ich sagen," Zoe redete sich regelrecht in Fahrt.
"Es wäre besser für uns, wenn du mit dem Gezeter aufhören würdest. Damit machst du dich hier nicht gerade sehr beliebt. Ich für meinen Teil würde lieber im Schutze der Karawane nach Angbar reisen als alleine zu laufen," eröffnete Elrond der zeternden Zoe. Der verschlug es sichtlich die Sprache, sie starrte Elrond lediglich mit offenem Mund an.
"Er könnte recht haben, weißt du? Der Karawanenführer schaut uns auch schon ganz mißtrauisch an," gab Liselle Elrond recht. "Die nehmen uns sicherlich nicht mit wenn wir eine Last für sie sind."
Zoe sagte jetzt gar nichts mehr, sie hatten ihr erfolgreich den Wind aus den Segeln genommen. Da beendete Andra ihr Gespräch mit dem Karawanenführer und kam auf sie zu.
"Also, ich hab mit Rajan Tobenje geredet, dem Führer der Karawane. Wir dürfen mit ihnen reisen, solange es kein Gezeter und Gekeife gibt," dabei schaute die Zwergin Zoe durchdringend an. "Haben wir uns verstanden?"
"Ja, ja. Schon gut," murmelte Zoe kleinlaut.
Liselle hatte nur kurz genickt bevor ihre Neugier sie zu den Wagen trieb. Ein wenig schüchtern ging sie die Wagenreihe entlang, betrachtete die Männer neugierig und schaute zu, wie Pferde angeschirrt, Waren aufgeladen und Planen festgezogen wurden. Kurz bevor sie ihre Runde beendet hatte fiel ihr plötzlich eine Axt vor die Füße. Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre ihr auf die Füße gefallen. Ein Zwerg mit einem gewaltigen rotblonden Bart sprang von dem Wagen und hob die Axt auf.
"Paß auf deine Füße auf. Wer bist du überhaupt?" brummte er.
"Ich werde Velvet genannt und ich gehöre zu den Gefährten der Zwergin," antwortete Liselle höflich und konnte ihren Blick nicht von dem wehenden Bart des Zwerges wenden.
"Welche Zwergin?" plötzlich schaute er Liselle aufmerksam an.
"Andra, unsere Heilkundige," gab Liselle bereitwillig Auskunft.
"Auch noch eine Heilkundige?," staunte der Zwerg.
"Wie heißt Ihr denn?"
"Oh, entschuldigt bitte. Man nennt mich Grimmbart," stellte sich der Zwerg vor.
"Freut mich, Grimmbart."
"So, so eine Zwergin also und ihr seid Gefährten. Interessant, in der Tat," der Zwerg strahlte über beide Ohren. "Doch jetzt entschuldigt mich, ich muß hier fertig werden. Wir werden uns bestimmt noch auf der Reise unterhalten, da ist ja genug Zeit dafür."
"Sicher, ich wollte Euch auch nicht aufhalten," sagte Liselle höflich und kehrte zu den anderen zurück.