Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Freitag, Mai 27, 2005

Viertes Abenteuer - Kapitel IV (3)

(dritter Teil)

Als Liselle und Zoe fertig waren mit ihrem Abendessen, gesellte sich Andra zu ihnen. Die Zwergin hatte, nachdem sie von Liselle aus dem Schlaf gerissen worden war, erst einmal in aller Ruhe ausgeschlafen und war dann ihren Geschäften nachgegangen.
„Sag mal, wo habt ihr Nurti und Fayt gelassen?“ fragte die Zwergin und schaute die beiden Mädchen fragend an.
„Keine Ahnung, Nurti wollte sich mit Fayt ein wenig die Stadt anschauen,“ meinte Zoe und zuckte die Schultern.
„Aber eigentlich sollten die beiden schon wieder zurück sein, es ist schon fast dunkel draußen,“ bemerkte Liselle abwesend. In ihr regte sich das leise Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Ambosch trat an den Tisch, um das Geschirr abzuräumen.
„Sieht Nurti gar nicht ähnlich, zu spät zum Essen zu kommen,“ stimmte Andra zu.
„Nurti treibt sich bestimmt wieder im Bordell Torhaus herum, da war er letztes Mal ja auch fast drei Tage lang,“ sagte Ambosch, der ihr Gespräch mitbekommen hatte.
„Wie bitte?“ Liselle schaute ihn fragend an.
„Ja, als er mit Andra auf dem Weg nach Gareth war ist er dort hängen geblieben,“ führte Ambosch aus.
„Was soll er denn jetzt da?“ Liselle schaute ihn verwirrt an.
„Vielleicht ist er mit Fayt hingegangen um es ihm zu zeigen. Würde dem Kerl mal gut tun,“ gab Zoe spitz von sich und Liselles Gefühl, daß hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, wurde stärker.
„Ich hab das Gefühl, den beiden ist etwas passiert,“ teilte sie Andra und Zoe ihre Befürchtung mit. „Irgendwie stimmt hier etwas nicht.“
„Was Nurti auf seiner Reise nach Gareth im Bordell gemacht haben mag, interessiert mich auch nicht. Aber es sieht ihm ganz und gar nicht ähnlich, jetzt, wo er in dir eine Gefährtin gefunden hat, so einen Ort aufzusuchen,“ überlegte Zoe laut.
„Ambosch, kannst du mir den Weg dorthin beschreiben?“ wandte sich Liselle sich an den Zwergenwirt.
„Aber sicher,“ Ambosch erklärte ihr auch prompt, wie sie zum Bordell Torhaus gelangen konnten.
„Kommst du mit Zoe?“ wollte Liselle von ihrer Freundin wissen.
„Sicher, ich lasse dich bestimmt nicht abends alleine durch die Stadt laufen!“
„Dann laß uns gehen,“ Liselle stand vom Tisch auf. „Was ist mit dir, Andra?“
„Ich bleibe hier, ihr beiden macht das schon,“ entgegnete die Zwergin ungerührt.
„Bis nachher dann,“ Liselle und Zoe verließen die Taverne und machten sich auf den Weg zum Bordell am Torhaus. Ambosch hatte ihnen eine gute Wegbeschreibung gegeben und Liselles Orientierungssinn tat sein übriges, so daß sie sich nicht verliefen.

Die beiden gingen durch breite Straßen, die gesäumt waren von alten Häusern, hinter deren Fenster warmes Licht auf die Straße fiel. Erstaunlich viele Schmieden befanden sich unter den zahlreichen Handwerksstätten, auf die saubere Schilder hinwiesen. Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie das Haus, welches ihnen Ambosch beschrieben hatte, erreichten.
„Laß mich mal,“ Zoe schob Liselle beiseite und klopfte energisch gegen die Tür aus starkem Eichenholz. Eine kleine Klappe öffnete sich in dem ein Gesicht erschien, dessen Augen stark geschminkt waren.
„Was wünscht Ihr?“ wurden Liselle und Zoe gefragt, die Unbekannte war offensichtlich nicht sehr begeistert zwei Mädchen anstelle der erwarteten Kundschaft vor ihrer Tür zu sehen.
„Wir suchen zwei Freunde von uns und es wäre sehr nett von Euch, wenn Ihr zwei Eurer Schwestern aushelfen könntet,“ log Zoe ungeniert. Das Gesicht in der Klappe verzog sich zu einem erstaunten Lächeln und die Türe öffnete sich.
„Ja, die beiden waren hier gewesen,“ bestätigte die Unbekannte, die sich als Betreiberin des Hauses entpuppte, den beiden Mädchen, nachdem sie die Tür geöffnet hatte und von Zoe eine Beschreibung von Elrond und Fayt erhalten hatte. „Der Halbelf mit den schwarzblauen Haaren hat für seinen Freund, den Hünen, bezahlt und ist dann gegangen. Doch mit dem Großen war irgendwas nicht in Ordnung. Der war komisch, sagen meine Mädels.“
„Komisch? Was war denn mit ihm los?“ erkundigte Zoe sich neugierig.
„Wißt Ihr, er hat meine beiden besten Mädchen bekommen, doch er wollte einfach nicht sondern ist fast aus meinem Haus geflüchtet. Also das passiert hier wirklich sehr selten, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt,“ Entrüstung lag auf dem Gesicht der stark geschminkten Frau, der man ansah, daß ihre besten Jahre bereits hinter ihr lagen. Sie raffte ihren leichten Morgenmantel vor der Brust zusammen und rief nach einem jungen Mädchen namens Nelina.
„Nelina, erklär unseren beiden Schwestern doch bitte, was mit dem großen Mann war, der mit Nurti herkam,“ bat sie das junge Mädchen.
„Nun ja, er war ein wenig schüchtern und wir dachten uns erst nichts dabei. Schließlich sind die meisten Männer bei ihrem ersten Besuch nicht anders,“ Nelina lachte kokett. „Doch er war unseren Bemühungen überhaupt nicht zugänglich, sondern rannte fast aus dem Haus. Geradewegs so, als könne er nicht schnell genug von hier wegkommen.“
„Wißt Ihr, wo er hingelaufen ist?“ fragte Liselle.
„Nein, aber einer unserer Gäste ist ihm wohl nachgegangen. Die beiden sind in Richtung Stadttor gegangen. Das ist alles, was ich Euch sagen kann,“ Nelina zuckte bedauernd mit den Achseln.
„Ihr habt uns sehr weiter geholfen,“ bedankte Zoe sich.
„Gerne geschehen. Ist denn dieser Hüne ein Freund von Euch?“ Nelina schaute die beiden Mädchen neugierig an.
„Unser Reisegefährte,“ seufzte Liselle. „Er hat eine Tendenz dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen.“
„Ich hoffe, er hat nichts dummes gemacht. Er schien ein netter Kerl zu sein, auch wenn er mit uns nichts anzufangen wußte.“
„Das hoffe ich auch. Habt Dank, wir müssen weiter,“ Zoe zog Liselle am Ärmel aus dem Haus.
„Und wie sollen wir die beiden jetzt finden, wenn sie sich hier getrennt haben?“ Liselle sah ihre Freundin an, doch die zuckte auch nur mit den Schultern.
„Gehen wir doch einfach in Richtung Stadttor und schauen mal, ob wir vielleicht eine Taverne sehen, wo sie sein könnten,“ schlug Zoe vor.
„Etwas anderes wird uns auch gar nicht übrig bleiben,“ stimmte Liselle zu und die beiden machten sich auf den Weg.