Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Samstag, Mai 14, 2005

Drittes Abenteuer - Kapitel III

29 n. Hal - 30. Tag im Monat des Phex

"Hast du dich jetzt wieder beruhigt?" erkundigte Liselle sich bei Elrond als die beiden aufwachten.
"Hmm, naja," brummte er.
"Du machst mir keinen Blödsinn?" setzte sie das Verhör fort.
"Ja, ist ja schon gut," wiegelte Elrond ab.
"Und du gehst auch nicht los und brichst einem bestimmten Jemand eine unbestimmte Anzahl von Knochen?" Liselle blieb unerbittlich.
"Ja, ich verspreche dir, ich mache nichts derartiges."
"Danke, das wollte ich hören. Und jetzt laß uns frühstücken gehen."

Kaum hatten sich die vier zum Frühstück eingefunden als wieder die Bäuerin hereinkam, zwei Pfannen brachte und sie vor Fayt und Elrond abstellte. Liselle und Zoe schauten sich verdutzt an. Es roch verführerisch nach Rühreiern mit Speck und Zwiebeln.
"Magst du meine Rühreier haben zum Frühstück?" fragte Fayt Zoe schüchtern.
"Nein. Aber wir können sie uns gerne teilen," erwiderte Zoe und schob die Pfanne wieder zurück nachdem sie sich die Hälfte davon genommen hatte.
Auch Liselle und Elrond teilten sich die Rühreier. Schweigend aßen sie als der Bote hereinkam.
"Mylady, entschuldigt bitte die Störung, doch Ihr batet darum, direkt benachrichtigt zu werden," er zog den Hut vom Kopf.
"In Ordnung. Nun, was hast du mir zu berichten?"
"Max von Hochstetten möchte sich mit Euch in Waldesruh treffen. Heute abend um sechs Uhr in der Taverne am Marktplatz," sagte der Bote.
"In Waldesruh? Das gehört doch weder zum Besitz meines Vaters noch den Hochstettens?" fragte Liselle nach.
"Ja, er sagte, daß er sich mit Euch auf neutralem Boden treffen wolle," fuhr der Bote fort.
"Gut. Hab dank," mit diesen Worten entließ Liselle ihn.
"Sag mal, hat jemand von Euch eigentlich Andra schon gesehen heute?" fragte Elrond in die Runde und die drei Angesprochenen schüttelten den Kopf. "Merkwürdig, wo ist sie denn nur hin?"
"Wahrscheinlich wieder ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen," murmelte Liselle.
"Was hast du gesagt?" wollte Elrond wissen und sah sie forschend an.
"Och, nichts. War nicht wichtig," log Liselle.
"Habt ihr beide euch etwa in der Wolle gehabt?"
"Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit und seitdem habe ich Andra nicht mehr gesehen. Nicht, daß ich unbedingt Wert drauf legen würde, ihre ständige Neugier und Einmischerei in Dinge, die sie nichts angehen, geht mir auf den Keks," erklärte Liselle, ihren immer noch schwelenden Ärger über die Zwergin beherrschend.
"Oh, na dann werde ich sie wohl suchen gehen und mit ihr reden müssen," seufzte Elrond.
"Tu, was du nicht lassen kannst," entgegnete Liselle ungerührt und widmete sich wieder ihrem Frühstück. Für sie war die Diskussion beendet.
"Kommst du mit, Fayt? Ich vermute, Andra wird am See sein so wie ich sie kenne," wandte sich Elrond und Fayt nickte.

Liselle war in ihrem Zimmer als Elrond auf der Suche nach ihr hereinkam. Er trat auf sie zu und küßte sie auf den Nacken während sie in ihrer Kommode herumwühlte.
"Was machst du jetzt?" wollte er wissen.
"Ich gehe jetzt baden und nachdenken," erwiderte Liselle.
"Du willst doch nicht wirklich zu diesem Treffen gehen, oder?"
"Das weiß ich eben noch nicht."
"Ich werde auf dich aufpassen," versprach Elrond.
"Nein. Versprich mir, daß du hierbleibst und auch Fayt davon abhältst, uns zu folgen. Daß ihr da die Beherrschung verliert und Max zusammenschlagt, kann ich nicht gebrauchen. Auf unserem Grund und Boden könnte ich das zurecht biegen, aber nicht wenn jemand neutrales Recht sprechen wird," erklärte Liselle.
"Wenn es denn unbedingt sein muß," es paßte Elrond nicht, was sie von ihm verlangte.
"Es muß sein. Vertrau mir, ich verspreche dir, ich werde vorsichtig sein. Ich traue Max nicht mal so weit wie ich ihn werfen kann. Und jetzt werde ich baden gehen und dabei nachdenken," Liselle küßte Elrond und verschwand. Er schaute ihr noch kurz besorgt nach bevor er sich mit Fayt in Richtung See aufmachte, wo sie Andra vermuteten.

Nachdem sie sich ausgiebig im Badehaus eingeweicht und dabei über die Situation nachgedacht hatte, ging sie zu Zoe. Sie mußte mit ihr reden.
"Da bist du ja endlich. Schau mal, meinst du, das Kleid paßt?" Zoe drehte sich Liselle einmal um die eigene Achse.
"Schöner Ausschnitt," bemerkte Liselle. "Paß auf, ich hab darüber nachgedacht. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei diesem Treffen. Die Sache mit dem neutralen Boden paßt mir nicht. Was hältst du davon, wenn wir zwei der Mägde in unsere Kleider stecken, sie in die Kutsche setzen und in einem sicheren Abstand folgen. Wenn das eine Falle ist, werden wir sie so rechtzeitig erkennen können."
"Hmm, heißt das, ich muß wieder Hosen anziehen?" Zoe schaute nicht gerade begeistert drein.
"Ich glaub schon. Aber die Schminke kann diesmal drauf bleiben," Liselle grinste.
"Doch im Prinzip ist deine Idee nicht schlecht," Zoe nickte zur Bestätigung und begann, sich umzuziehen.
Die beiden Mädchen setzten sich auf Sofas, die gegenüber vom Bett standen, und beredeten die Details ihres Plans nachdem Zoe sich umgezogen hatte. Da ging plötzlich die Türe auf.
"Ich hab doch gar nicht nach jemandem ge ...." doch Liselle beendete ihren Satz nicht, sondern sackte statt dessen in sich zusammen. Zoe starrte entsetzt auf ihre Freundin, aus deren Hals ein kleiner Pfeil ragte bevor sie einen Augenblick später ebenfalls in sich zusammen sank.