Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Montag, Mai 09, 2005

Zweites Abenteuer- Kapitel VIII

29 n. Hal - 27. Tag im Monat des Phex

Die Vorbereitungen für die Feier waren schon im vollen Gange, Andra samt ihrer Gerätschaften aus der Küche verbannt und Liselle war angespannt. Es war früher Mittag und sie war damit beschäftigt, Anweisungen zu erteilen für die Dekoration, die Speisefolge und was sonst noch alles mit der Feier zusammenhing. Als sie im Salon zusammen mit Patras saß, kam Andra herein.
"Hallo Patras," sagte sie und dieser zuckte nervös zusammen, die Zwergin war ihm nicht geheuer.
"Ich werde mit Fayt ins Dorf fahren, ich muß meine Vorräte auffüllen, damit ich einen Trank für ihn brauen kann," sagte sie und zwinkerte ihr zu. Fayt hatte gefragt, was passiert sei, als er endlich wieder aufgewacht war. Sie hatte ihm erzählt, daß er ihr Mittel wohl nicht vertragen hatte, was zwar selten war, aber schon mal passieren konnte. Ein Trank würde ihn vollends wieder herstellen.
"In Ordnung, bis nachher dann," verabschiedete Liselle die Zwergin, die den Salon schon wieder verließ.
"Jedesmal, wenn ich sie sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter," sagte Patras und schüttelte sich.
"Hab keine Angst, sie wird dir schon nichts tun," beruhigte Liselle ihn.

Die Vorbereitungen liefen reibungslos, auch wenn Liselle immer wieder ihre Nase dazwischen steckte und die Mägde umherscheuchte. Zoe lief ebenfalls herum als ob sie nicht wissen würde, wo sie eigentlich hin wollte.
"Was hast du denn?" fragte Liselle ihre Freundin, als diese ihr zum wiederholten Male über den Weg lief, und zog sie in den Salon. "Jetzt setz dich und sag mir, was los ist."
"Ach Fayt ist weg und er hat mir nicht mal Bescheid gesagt, wo er hin ist," schüttete Zoe ihr Herz aus.
"Ah so, er ist mit Andra ins Dorf gefahren. Die wollte irgendwelche Kräuter holen, damit sie ein Gegenmittel für Fayt brauen kann. Du weißt schon, wegen der unerwarteten Nebenwirkungen," sagte sie und zwinkerte.
"Er hätte mir ja trotzdem mal Bescheid sagen können, oder nicht?"
Liselle sagte gar nichts, sondern schmunzelte nur.

Als Andra und Fayt zurückkehrten, stand Liselle gerade auf dem Balkon. Sie hatte sich für die Feier angezogen. Ihre Wahl war auf ein tiefgrünes Kleid aus schwerem Samt gefallen, daß ein schwarzes Mieder hatte, ausgestellte Ärmel und einen rund geschnittenen Ausschnitt. Es war eines ihrer Lieblingskleider.
"Wo kommst du denn jetzt bitte her?" hörte sie Zoe laut sagen als sie auf Fayt zueilte.
"Ich war mit Andra im Dorf, Besorgungen machen," erwiderte dieser unbedarft.
"Du hättest mir ja ruhig mal Bescheid sagen können bevor du einfach abhaust!" fauchte Zoe und Fayt stand vor ihr, wie vom Donner gerührt.
"Ich habe mir Sorgen gemacht!" mit diesen Worten drehte sie sich temperamentvoll um und rauschte zurück ins Haus.
Der kleine Zwischenfall, den sie da beobachtet hatte, brachte Liselles Sorgen für einen kurzen Augenblick zum Verschwinden. Zwischen den beiden knisterte es anscheinend ebenfalls, auch wenn dort zwei vollkommen unterschiedliche Welten auf einander trafen.

Liselles Gäste trafen ein und nach dem üblichen Begrüßungsplausch begab man sich zu Tische. Sie hatte ihre Gäste sorgfältig gewählt und es versprach ein amüsanter Abend zu werden. Man würde in Gruppen zusammen sitzen, sich unterhalten, dem Glücksspiel frönen und die Weinvorräte ihres Vaters schmälern. Also ein eher inoffizielles Zusammentreffen, in denen niemand Wert auf die strengen Regeln der offiziellen Gesellschaften und Bälle legte. Nichtsdestotrotz war Liselle nervös, sie nichts von Elrond gehört. Sie hoffte, daß er nicht hier auftauchen würde. Wenn er und Patras aufeinander stoßen würden, dann würde das ein sehr unschönes Ende nehmen. Nach dem Essen verteilten sich die Leute im Salon, sprachen miteinander und tranken Wein. Liselle nahm Patras an der Hand und zog ihn raus in den Garten.
"Ich muß mit dir reden," sagte sie ernst. "Unter vier Augen."
"Was hast du denn?" fragte er, als sie zusammen im Halbdunkel des nur durch Fackeln erleuchteten Gartens standen.
Er hielt ihre Hand in seiner und schaute sie einfach nur an. Eigentlich hatte Liselle ihm die Wahrheit beichten wollen, doch als er sie so ernst und gleichzeitig liebevoll ansah, konnte sie es nicht mehr.
"Du bist immer noch angespannt, das ist mir aufgefallen," sagte sie. "Ich dachte, du wolltest mir vielleicht etwas sagen oder darüber reden."
"Nein, nein, es ist alles in Ordnung," flüsterte er bevor er sie küßte und Liselles schlechtem Gewissen nur noch mehr Nahrung gab.

Liselle mischte sich unter ihre Gäste und verdrängte ihre Sorgen so gut es ging. Sie lachte, flirtete und nippte immer wieder an ihrem Wein. Da fiel ihr plötzlich auf, daß sie Patras nirgendwo entdecken konnte. Sie machte sich auf die Suche nach ihm, lief dabei in der Halle Andra über den Weg, die ihr sagte, sie hätte ihn vor kurzem hinter dieser Tür verschwinden sehen. Sie deutete auf die Türe neben der Küche.
"Das ist die Tür zur Vorratskammer? Was hat er denn da verloren?" fragte sie halblaut und beschloß, es herauszufinden.
Sie öffnete vorsichtig die Tür und was sie dort erblickte, ließ sie vor Wut erstarren. Dort stand Patras mit Quisira, eine seiner ehemaligen Liebschaften, eng umschlungen und die beiden küßten sich innig. Die Wut spülte auch ihr eigenes schlechtes Gewissen fort und sie donnerte die Tür mit Wucht gegen die Wand, so daß die beiden zu Tode erschrocken auseinander fuhren.
"Was geht hier vor?!" verlangte sie in eisigem Tonfall, ihre grauen Augen funkelten unheilbringend.
Patras stammelte etwas davon, daß er das auch nicht wisse und Quisira redete von einem Brief, den Patras ihr geschrieben hätte.
"Was macht sie überhaupt in meinem Haus?" donnerte Liselle.
"Ich wollte ihn sehen," erwiderte Quisira hochnäsig und deutete auf Patras.
"Ach, und wann habe ich Dich," sie musterte Quisira abfällig, "eingeladen? Sieh zu, daß du aus meinem Haus verschwindest, unverzüglich!"
Quisira setzte zu einer Gegenantwort an, doch Liselle fiel ihr ins Wort.
"Raus habe ich gesagt!" fauchte Liselle und Quisira stürmte an ihr vorbei und Patras gleich hinter ihr her. Liselle stand noch einen Augenblick dort und war wie vor den Kopf geschlagen bevor sie den beiden hinterher hetzte. So rannten die drei dann im Gänsemarsch quer durch den Salon und den Garten bis in den Hof, Patras rief Quisira hinterher, sie solle sich beruhigen und Liselle fauchte, daß sie gefälligst verschwinden sollte. Die Gäste drehten leicht verwirrt den Kopf und folgten dem seltsamen Aufmarsch mit den Augen bevor sie sich wieder ihrem Gespräch, dem Wein und dem Spiel zuwandten.
"Ich habe immer noch keine Erklärung gehört, warum dieses ... dieses Miststück hier ist," fauchte Liselle immer noch wütend.
Quisira drückte ihr ein Blatt Papier in die Hand und bestieg ihre Kutsche, die Proteste von Patras, daß man das doch alles erklären könne, einfach ignorierend. Als die Kutsche vom Hof rollte, wandte er sich resigniert wieder Liselle zu, die ihm mit dem Blatt Papier unter der Nase herumfuchtelte.
"Was ist das?" verlangte sie in einem Tonfall, der Wasser zum Gefrieren hätte bringen können, von ihrem Geliebten.

"Das ist der Brief, den Quisira von mir erhalten haben will," erklärte er mit einem Seufzen.
Liselle überflog den Brief, der Inhalt gefiel ihr gar nicht. Es war in der Tat Patras Handschrift und dort erzählte er Quisira, daß er doch immer noch Gefühle für sie hege und sie gerne sehen würde.
"Das ist deine Handschrift!" sagte sie anklagend. "Was soll das?"
"Ich habe diesen Brief nicht geschrieben, ich kann mir das auch nicht erklären," meinte er und in seinen Augen sah sie ein stummes Flehen.
"Und was ist mit uns? War diese ganze Eifersuchts-Geschichte nur gespielt?" sie war sich unsicher geworden, ob er nicht vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte.
"Verdammt, als ich reinkam, habt ihr euch geküßt!"
"Genauer gesagt, hat sie mich geküßt."
"Dafür warst du aber verdammt eifrig bei der Sache."
"Liselle, ich weiß nicht was hier gespielt wird, aber ich versichere dir, ich habe nicht gewußt, daß sie hier auftauchen würde."
"Ich weiß nicht, ob ich dir glauben oder dich vom Hof scheuchen soll," sagte sie, da hörte sie einen Pfiff, den sie überall wieder erkannte hätte. So pfiff schließlich nur einer. Liselles Herz flatterte ihr plötzlich bis zum Hals.
Einen Moment später landete mit einem lauten Klirren eine Gestalt neben den beiden, ging federnd in die Knie und richtete sich auf. Patras erstarrte, wurde kreidebleich und hatte Panik in den Augen.
"Was macht du jetzt hier? Einen passenderen Zeitpunkt konntest du nicht wählen?" knurrte Liselle Elrond an, der auf ihrem Balkon gestanden, die Diskussion verfolgt hatte und kurzerhand vom ersten Stock in den Hof gesprungen war. Patras drehte sich um und rannte was seine Beine hergaben, das war zuviel für ihn. Fassungslos starrte Liselle ihm hinterher, dann wandte sie sich ohne ein weiteres Wort um und stürmte in den Garten, wo sie im Halbdunkel stehen blieb. Sie hörte hinter sich ein metallisches Klirren, als ob Waffen auf den Boden fallen würden, und Schritte. Wie erstarrt stand sie im Garten, die Ereignisse der letzten Minuten nicht wirklich begreifend.
Sie spürte wie Elrond hinter sie trat und traute sich nicht, sich irgendwie zu bewegen. Er strich ihr sanft die Haare aus dem Nacken, küßte die weiche Haut dort und flüsterte leise "Ich liebe dich".
Als Liselle dies hörte, purzelten ihre Gefühle noch wilder durcheinander und verstört trat sie einen Schritt vor und wandte sich ihm zu. Er hatte wirklich die Waffen abgelegt.
"Ja aber ... aber ... nun, was ist dem Gebräu von Andra?" stammelte sie verwirrt.
"Andra hat mir gesagt, wenn nach ein, zwei Tagen die Gefühle nicht verschwunden seien, dann hätten sie nichts mit dem Trank zu tun," sagte er ruhig. Er ging vor ihr auf die Knie.
"Hör zu, ich liebe dich. Ich will mit dir reisen, mit dir Abenteuer erleben, Unbekanntes entdecken und dich nicht mehr hergeben," erklärte er und in seinen Augen las sie, daß er das absolut ernst meinte.
"Das ... das ... geht einfach nicht. Jetzt steh doch erstmal wieder auf," stotterte sie hilflos.
"Dann hilf mir mal auf," sagte er und sie reichte ihm automatisch die Hand. Doch er stand nicht auf, sondern zog sie zu sich hinunter. Liselle brachte Einwand um Einwand hervor, er hörte ihr geduldig lächelnd zu. Ihre Argumente wurden immer dünner und waren immer weiter hergeholt. Sie hatte Angst vor dem, was passieren würde, wenn ihr die Einwände ausgehen würden.
"Du redest zuviel," er legte ihr lächelnd den Finger auf die Lippen und küßte sie danach. Sanft und zärtlich und brachte damit Liselles Widerstand zum Erliegen. Sie schmiegte sich in seine Arme und erwiderte den Kuß mit aller Leidenschaft.

Liselle wußte nicht, wie lange sie dort auf dem Rasen gekniet hatte, doch ihre Knie begannen bereits zu schmerzen.
"Stop, stop," rief sie lachend aus. "Wir können schließlich nicht die ganze Nacht hier auf dem Rasen knien."
"Können wir nicht?" fragte Elrond und grinste spitzbübisch.
"Nein, was sollen denn die Leute denken," sagte sie gespielt entsetzt und lachte erneut, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, der Bände sprach.
"So, dich interessiert also, was die Leute sagen?"
"Nein, ehrlich gesagt tun mir die Knie weh," lächelte sie.
"Wenn das so ist, dann werde ich dich wohl mal wieder tragen müssen. Aber nicht, daß mir das zur Gewohnheit wird," er lachte, nahm sie auf seine Arme und trug sie hoch in ihr Schlafzimmer.
"Laß mich runter," befahl sie, als er die Tür mit dem Fuß hinter sich zuschob.
"Was hast du?" er schaute verwirrt.
"Zoe," sagte sie und schloß mit einem vielsagenden Lächeln die Türe ab, öffnete die Verschlüsse ihres Kleides und ließ es samt Unterkleid achtlos auf den Boden rutschen. "Möchtest du mich jetzt die ganze Nacht nur angucken?" fragte sie frech.
"Wäre eine Überlegung wert," er tat so, als würde er es ernsthaft in Erwägung ziehen.
"Wag dich!" sie trat auf ihn zu und begann, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Er hob sie erneut hoch und trug sie hinüber zum Bett.
"Ich liebe dich," flüsterte sie ganz leise, als sie engumschlungen auf dem Bett lagen und das Feuer im Kamin ihren nackten Körpern einen golden Glanz verlieh.