Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Dienstag, Mai 17, 2005

Drittes Abenteuer - Kapitel V

29 n. Hal - 2. Tag im Monat des Peraine

"Mein Vater als Bettler?" fragte Liselle ungläubig während sie der Erzählung von Fayt und Elrond lauschte. Sie saßen gemütlich am See zusammen. Elrond und Liselle hatten dort die anderen getroffen nachdem sie gemeinsam ausgeritten waren.
"Ja, er hatte sich als Bettler verkleidet. Er war der reichste Bettler, den ich je zu Gesicht bekommen habe," grinste Elrond und Liselle fing an zu lachen bei der Vorstellung, ihren Vater als armen Mann in Lumpen gekleidet durch die Straßen schleichen zu sehen.
"Wir haben ihn auf dem Weg zum Dorf getroffen als wir ihn eigentlich benachrichtigen wollten. Das konnten wir uns dann ja ersparen und so haben wir uns auf den Weg zu der Stelle gemacht, wo die Hunde die Spur der Kerle, die Andra und mich zusammengeschlagen haben, verloren hatten. Nurti hat sie uns gezeigt," erzählte Fayt.
"Uns war klar, nachdem wir das ganze Personal betäubt aufgefunden haben, daß dieses Treffen nichts als ein Alibi war," führte Elrond die Erzählung seines Freundes fort. "Von dort aus sind wir im Grunde einfach blind drauflos gelaufen. Wäre Andra nicht über eine verrostete Egge gestolpert, dann wären wir nie darauf gekommen, daß wir uns wahrscheinlich auf dem Grundstück befinden, um das sich gestritten wird. Der Streit währt ja nun fast schon einen Götterumlauf und die Egge mußte ungefähr genauso lange dort liegen, soviel konnte ich an den Verwitterungserscheinungen erkennen. Und wo hätte man euch beide auch besser verstecken können wenn nicht dort. Wir sind dann in die Richtung weiter gelaufen, in die auch die Egge gezeigt hat. Schließlich fängt man ja am nächsten bei seinem Haus an mit dem Pflügen. Da haben wir dann auch ein verwittertes Haus gefunden und hinter einem losen Stein das Testament und die Karten. Auf den Karten waren auch zwei Scheunen eingezeichnet und irgendwas hat uns gesagt, daß ihr in einer davon sein müßt. Natürlich sind wir erst zur falschen Scheune gelaufen, da war nichts und niemand. Bei der zweiten hatten wir mehr Glück, da lief ein Mann draußen rum. Da weder Andra noch Fayt sich wirklich leise bewegen können, bin ich runter geschlichen und hab den Mistkerl zu Boron geschickt. Nun, er hatte noch Zeit, seinen Freund mit einem Pfiff zu warnen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt," erzählte Elrond während ihm Liselle und Zoe gespannt zuhörten.
"Ja, leider hast du die beiden umgebracht. Wenigstens einer hätte ruhig am Leben bleiben können. Doch mit zwei Leichen läßt sich nicht beweisen, daß Max und seine Familie dahinter stecken," seufzte Liselle. "Und an den Leichen war nichts verdächtiges zu finden obwohl ich beide auf versteckte Taschen und ähnliches untersucht habe."
"Tut mir leid, ich wollte den ja eigentlich auch nicht umbringen, aber irgendwie war er dann doch tot," entschuldigte sich Elrond. "Aber besser er als ihr beide."
"Ich mach dir ja auch keinen Vorwurf," Liselle lächelte. "Doch jetzt laßt uns zurück kehren zum Gut, es wird bald dunkel."

"Sag mal, darf ich noch einmal die Schmiede benutzen?" fragte Elrond Liselle nachdem diese ihr Pferd abgesattelt hatte.
"Sicher, warum auch nicht?"
"Ich werde aber ziemlich lange brauchen und ich möchte auch nicht gestört werden. Geht das?"
"Natürlich, geh nur," sie küßte ihn und ging ins Haus. Dort wurde ihr von der Haushälterin eine Botschaft ihres Vaters überbracht. Er lud sie alle für morgen Abend zu einem Essen im Stadtpalais ein.
"Oh, das wird bestimmt lustig werden, schließlich werden meine Brüder ja noch gar nicht wissen, was ihr Schwesterchen jetzt wieder angestellt hat," schmunzelte sie und ging los um ihren Gefährten Bescheid zu sagen, daß man morgen im Stadtpalais der von Oltenburgs erwartet wurde.