Velvets Journal

Velvet, die eigentlich Liselle von Oltenburg heißt, ist die jüngste Tochter einer einflußreichen Familie des Garether Hochadels. Doch hinter Velvet steckt mehr als nur eine "Prinzessin auf der Erbse", das junge Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Laßt Euch in die Welt und die Abenteuer entführen, die sie auf ihrem Weg erlebt. Viel Vergnügen!

Dabei wird sie begleitet von Andra, einer Zwergin, die ihre neugierige Nase oft in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Ihr Schützling Elrond Feuerlilie, ein Halbelf aus Thorwal, weicht seiner zwergischen "Ziehmutter" natürlich nicht von der Seite. Zoe Derp, Kurtisane aus Punin auf der Suche nach neuen "Geschäften", und Fayt Leingod, Trollzacker und ehemaliger Gladiator-Sklave aus Al'Anfa, der sich nun als Söldner verdingt, sind weitere Mitglieder der Gruppe, mit denen Liselle Aventurien unsicher machen wird.

Montag, Mai 02, 2005

Zweites Abenteuer - Kapitel I

29 n. Hal - 17. Tag im Monat des Phex
(später am Tag)

Liselle ließ ihre Eltern erst einmal verarbeiten, was heute passiert war, und zog sich mit Zoe auf den Balkon ihres Zimmers zurück, wo sie leise über die Ereignisse sprachen, welche die letzten Tage für soviel Turbulenzen gesorgt hatten. Sie weihte Zoe in ihren Plan ein, für einige Zeit auf den Landsitz ihrer Familie, ungefähr fünfundzwanzig Meilen von Gareth entfernt, zu reisen und fragte Zoe, ob sie Interesse daran hätte, sie zu begleiten. Es war üblich, daß sich der Adel zu Beginn des Frühlings aufs Land zurück zog und den Sommer damit verbrachte, sich gegenseitig zu besuchen. Es würde also keineswegs langweilig werden.
„Ich komme liebend gerne mit und ich nehme an, deine Eltern werden uns nicht begleiten?“ Zoe grinste spitzbübisch.
„Nein, dafür werde ich schon sorgen. Schließlich muß ich ja in aller Ruhe erst einmal darüber wegkommen, daß ich jetzt doch keine ehrbare Ehefrau werde,“ kicherte Liselle. „Ich werde meinen Vater nachher fragen, doch jetzt laß uns erst noch einen Yasmintee trinken.“

Am späten Nachmittag begab sich Liselle auf die Suche nach ihrem Vater und wurde im Studierzimmer fündig. Sie setzte ein betrübtes Gesicht auf, klopfte und öffnete betont zögerlich die Tür als der Baron "Herein" rief.
"Papa, kann ich mit dir sprechen?" sagte sie leise und steckte den Kopf durch die Tür.
"Aber sicher, mein Liebes, komm ruhig herein," erwiderte der Baron und schaute seine Tochter liebevoll an.
"Du, ich hab mir überlegt, daß ich für eine Zeit auf unseren Landsitz fahren möchte. Der Gedanke, jetzt in der Stadt zu bleiben, ist mir unangenehm."
"Oh Liselle, es tut mir so leid für dich. Es fing so vielversprechend an, ich kann gut verstehen, wie du dich jetzt fühlen mußt," der Baron strich ihr sanft über die Hand. "Natürlich kannst du aufs Land fahren, ich halte es auch für besser, wenn du nicht hier bist. Bei jedem Anlaß darauf angesprochen zu werden oder mitzubekommen, daß hinter deinem Rücken geredet wird, das wäre zu schmerzlich für dich. Hast du noch einen Wunsch?"
"Ja Vater, ich würde gerne Zoe mitnehmen, damit ich nicht alleine sein muß."
"Aber sicher darfst du Zoe mitnehmen, ihre Gesellschaft wird dir gut tun und dich von trüben Gedanken abhalten," erlaubte der Baron großzügig.
Ein wenig hatte Liselle ein schlechtes Gewissen, ihren Vater so aufs Kreuz zu legen. Schließlich meinte er es nur gut mit ihr und war um ihr Wohl besorgt. Er ahnte nicht einmal, aus welchem Grunde seine Tochter wirklich aufs Land fahren wollte. Was die Klatschtanten der feinen Gesellschaft erzählen würden, interessierte sie nicht. Sie wollte lediglich ihren Spaß haben.
"Ich werde James sagen, daß er alles für eure morgige Abreise vorbereiten lassen soll," sagte ihr Vater, stand auf und strich ihr über die Wange. "Erhol dich gut, Liselle, und laß deine Mutter und mich mit dem Tratsch und Klatsch fertig werden. Du weißt, das uns so etwas auch nicht wirklich interessiert und deine Mutter ist schließlich sehr geübt darin, die Klatschweiber in die Schranken zu weisen."